„Wir vermarkten Kultur mit Hilfe von Sponsoren“

■ Das 32. Mitglied im CULTURE-Club: Helmut Hadre & Ulrike Christoffers, „Concerto - Cultur-Marketing“

Ein „Festliches Opern-Eßthea ter“ in sechs Bildern wird am Freitag (7. Juli) stattfinden, nach der Champagner-Arie „Fin ch'an dal vino“ aus Don Giovanni gibts marinierten Tafelspitz in Meerettich -Vinaigrette, es folgt das Mozart-Divertimento No.2 und dopptelte Rinderkraftbrühe, nach der „Arie des Grafen“ Sommergemüse und Kalbsbries im Strudelteig. Und so weiter. „Die einzelnen Bilder werden von Antony Beaumont, dem ersten Kapellmeister am Goetheplatz -Theater, vorgetragen und kommentiert“.

Wo gibts sowas? In Bremen. „Gesamtleitung: Helmut Hadre.“ Opera Viva - La cena e pronta nennt sich das Programm,

kostet pro Person 145 Mark (trockenes Gedeck) und hat seit der Premiere mit Rossini im März 1988 Erfolg. „Die Idee kam bei einem Gespräch mit einem Parkhotel-Direktor und mir“, sagt „Concerto-Culture-Marketing-Geschäftsführer Helmut Hadre. Mitarbeiterin: Ulrike Christoffers.

taz: Wie bist Du zu Concerto gestoßen?

Ulrike Christoffers: „Ich habe neun Jahre bei Radio-Bremen gearbeitet als Redaktionsassistentin beim Fernsehen, dann langte es mir. Ich hab dann die Galerie El Patio mit aufgebaut, daher kenne ich dieses hinter Geld herlaufen, ständig mit drei Pfennigen eine Aus

stellung zu machen, einen Katalog, Plakate, ständig hinter Netzwerk herzulaufen. Da ist es ist mal angenehm, etwas größeres auf die Beine zu stellen.“

Mit Concerto gibt es in Bremen neuerdings Helmut Rilling zu hören, den eigentlich unbezahlbaren Gechinger Kantor, mit Monteverdis Marienvesper. Sponsor: Daimler Benz. Teure Spitzen-Kultur, die der magere 1,6-Prozent-Kultur-Etat der Stadt nicht bezahlen würde.

Was ist Culture-Marketing?

Helmut Hadre: Wir vermarkten Kultur mit Hilfe von Sponsoren, Kultur, die man sonst nicht vermarkten könnte.

Wer ist Helmut Hadre? „Ich bin ausgebildeter Orchestermusiker. Nach zehn Jahren am Fagott habe ich die Nase voll davon gehabt. Und bin ich in die Stadtteilkulturarbeit gegangen, war beim Senat, habe drei Jahre lang Kongresse gemacht, habe mich mit

Musik in den Stadtteilen beschäftigt. Mit der Rockwerkstatt zusammen, zum Beispiel. Was heute „Haus im Park im Bremer Osten ist, habe ich einmal angefangen. Vor ungefähr 5 Jahren. Was ich heute tue, kommt aus der Stadtteilkulturarbeit ...“

taz: Aber die ist doch in der Regel ein brotloses Geschäft ...

Hadre: Ich habe damals aus nichts etwas gemacht, und das ging. Das lief sehr gut. Ich habe dann beim Theater Öffentlichkeitsarbeit gemacht und dort die Leute kennen gelernt, die für Sponsorship interessant sind, den PR-Kreis Bremen, (Kulturstadt Bremen e.V., Vorsitzender: Peter Lürssen) Leute, die ich ansprechen konnte.

taz: Und dann ist Rilling plötzlich nicht mehr zu teuer für Bremen?

Hadre: Es war ein Wunsch des Domkantors. Rilling war sowieso hier für eine interne Veranstaltung der Ruhrgas-AG. So konnten wir dieses zweite Konzert

möglich machen, nur deshalb.

Wieviel Prozent der fünfstelligen Summe wurde durch Eintrittspreise gedeckt?

Hadre: Wenn's hoch kam, 60 Prozent. Mercedes unterstützt in Stuttgart sowieso Rilling, und deshalb bin ich an Mercedes herangetreten und habe gefragt, ob sie bereit wären, es zu tun.

Geht das auf diesem Niveau weiter?

Hadre: Auf diesem Niveau auch, Rostropowitsch will ich kriegen. Aber auch auf dem unteren Niveau. Ich mache auch die Veranstaltungsreihe „Musik im Park“, da kann jeder hingehen, kostenlos. Das sponsert die Sparkasse, Friedrich Rebers ist ja auch Bürgerparkvereins-Vorsitzender. Da kann ich bremische Gruppen vorstellen und die kriegen Geld dafür. Ich bin der Meinung: Wenn oben was gemacht wird, wird unten auch mehr gemacht. Da gibt es einen Sog-Effekt.

K.W.