Kaffee-Exporte jetzt ohne Grenzen

■ Internationale Kaffeeorganisation setzt Handelsbeschränkungen aus / Preisverfall und Neuverteilung der Weltmarktanteile erwartet

Berlin (taz) - Das Internationale Kaffee-Abkommen, das zum 1. Oktober 1989 ausgelaufen wäre, ist kaum noch das Papier wert, auf dem es steht. In London hat die Internationale Kaffee-Organisation (ICO) am Montag zwar beschlossen, es für die nächsten zwei Jahre zu verlängern - aber nur, um überhaupt eine Grundlage für die Verhandlungen der kommenden Monate zu gewinnen.

Die wesentlichen Bestandteile des Abkommens, Exportquoten für die 50 ICO-Erzeugerländer und Einfuhrkontrollen für die 25 Mitglieder der Verbraucherseite, wurden ausgesetzt. Damit dürfte der Preis für Rohkaffee, für viele hochverschuldete Staaten ein bedeutender Devisenbringer, weiter fallen.

Der einhellige Beschluß, die Exportquoten auszusetzen, ist einer augenblicklichen Interessen-Identität beider Seiten zu verdanken. Auf der einen Seite streiten die kleinen Erzeugerländer mit den großen heftig um ihre jeweiligen Exportquoten - vor allem die kleineren Produzenten wollen höhere Weltmarktanteile erreichen. Frieder Rotzoll, Geschäftsführer des Deutschen Kaffee-Verbandes, rechnet mit Vorteilen für die zentralamerikanischen und ostafrikanischen Länder und für Kolumbien. Exportriesen wie Brasilien haben im Gegenzug bereits erklärt, sie könnten mit dem freien Markt ebenfalls leben.

Den Verbraucherländern auf der anderen Seite, allen voran die EG, ist vor allem an der Beendigung des „gespaltenen Marktes“ gelegen. Wenn der Weltmarktpreis für den Zentner Rohkaffee auf 125 Dollar fiel, wurden die Quoten gekürzt; wenn er über 160 Dollar stieg, wurden die Quoten erweitert.

Die Überschüsse, die produziert wurden, gingen mit Abschlägen bis zu 50 Prozent in die Nichtmitgliedsstaaten, vor allem in den Ostblock. Diese indirekte Subventionierung ist bald vorbei: Während der ICO-Preis seit Jahresbeginn durch Spekulationen auf das Ende des Kartells schon um 25 Prozent auf rund 130 Dollar fiel, begann der „Non-Member -Preis“ zu steigen. Mit dem gegenwärtigen Schwebezustand haben die Industrieländer ihr größtes Anliegen durchgesetzt.

Wie sich der Weltmarkt in Zukunft entwickelt, ist derzeit noch unklar. Eine magere Ernte, zunehmende Nachfrage und die zwangsweise Schließung unrentabler Plantagen könnte auf Dauer zu erneutem Preisanstieg führen. Mit Preissenkungen in der BRD ist Rotzoll zufolge nicht zu rechnen: Die bundesdeutschen Röstereien säßen immer noch auf den teuren Kaffees. Außerdem gleiche in der BRD der gestiegene Dollar -Kurs den Preisverfall aus.

Das Abkommen war der letzte halbwegs funktionierende Rohstoff-Vertrag nach dem Scheitern des Zinn- und des Kakao -Abkommens. Die Absprachen der Opec fallen nicht in diese Kategorie, weil sie allein auf einem Zusammenschluß der Förderländer beruhen.

diba