Plaudern in der Konferenzschaltung

„Telefontreff Köln“ ist ein Pilotversuch der Post / Rassistische Äußerungen der anonymen TeilnehmerInnen will die Post jetzt mit Hilfe von Zensoren überblenden  ■  Aus Köln Jochen Arntz

Eine Spielwiese für Telefon-maniacs soll er sein, der sogenannte „Telefontreff Köln“. Seit über zwei Jahren können redselige Kölnerinnen und Kölner sich über 16 Telefonnummern in ebensoviele Konferenzschaltungen einblenden und sich mit jeweils bis zu neun Gleichgesinnten auf ein spontanes, meist anonymes Gespräch einlassen.

Die rheinischen Plauschleitungen - auch in Kölns Nachbarstadt Düren werden vier Konferenzschaltungen angeboten - sind noch einzigartig in der BRD. Der „Telefontreff“ gilt als Betriebsversuch der Bundespost, über dessen bundesweite Einführung im nächsten Jahr entschieden wird.

Seit mehreren Monaten aber bereitet das jüngste Gebührenkind der Post erheblichen Ärger. Denn es sind nicht nur die netten Schwätzer von nebenan, die sich im Fernsprechnetz ausleben. Immer mehr Ewiggestrige und Klemmer melden sich mit rassistischen Parolen und pornographischen Themen in den Leitungen.

Jetzt sollen die Hetzer außen vor bleiben. Die Post hat sich entschlossen, den „Telefontreff“ zu zensieren. „Inhaltliche Beobachtung zur positiven Beeinflussung des Kommunikationsverhaltens“ ist die offizielle Lesart der Maßnahmen. Die Beamten im Fernmeldeamt, die bisher nur für die technische Abwicklung der Konferenzschaltungen zuständig waren, werden nun in die Gespräche hineinhören und ausländerfeindliche Parolen und schwüle Phantasien dezent ausblenden. Zumindest dann, wenn sie diese schnell genug als solche erkennen. Für ihre neue Tätigkeit hat die Post in den letzten Wochen vier Mitarbeiter eigens geschult.

Wilfried Seibel, Pressesprecher der Oberpostdirektion Köln, sieht „diese einmalige Geschichte, daß die Post in den Fernsprechverkehr eingreift“, zunächst als Versuch, „Obszönitäten und beleidigende rassistische Äußerungen“ aus dem „Telefontreff“ zu verbannen. Eine hundertprozentige Kontrolle kann die Post nicht leisten. Auch bleibt die Frage, ob sich rassistische Hetzer nicht erst recht angespornt fühlen, sich unter dem Deckmantel der Anonymität stark zu machen, wenn die Post ankündigt, ihnen das Handwerk zu legen. Für Soziologen wäre „die inhaltliche Beobachtung“ des Kölner „Telefontreffs“ wohl allemal interessant. Hat die Post doch schon 15 Millionen Gespräche an ihrem elektronischen Stammtisch gezählt.