Gesundheit-betr.: "Kassen sollen in Gesundheit investieren", taz vom 23.6.89

betr.: „Kassen sollen in Gesundheit investieren“, taz vom 23.6.89

(...) Ein Satz Eures Beitrags verdient, noch einmal gelesen und bedacht zu werden: „Möglicherweise wird ein Mensch, der eine erfolgreiche Präventionskarriere durchlebt und deshalb ein hohes Alter erreicht hat, insgesamt mehr Gesundheits und Krankheitskosten verursacht haben als jemand, der nach einem kurzen und ungesunden Leben eines raschen Todes gestorben ist...“

Dies ist inhumanes TechnokratInnendenken. Die konsequente Verlängerung dieses Gedankens hieße: Lebensverkürzung zwecks Einsparung. Das kommt dabei heraus, wenn man Krankheit und Gesundheit von Menschen planen läßt, die nur in Bilanzen denken können. Folgerichtig sind hier auch keine fruchtbaren Maßnahmen für die echte Prävention zu erwarten; bis diese „greifen“ würden, sind 20 Jahre vergangen, das Problem liegt aber meist in den Bilanzen des laufenden Jahres.

Im Zusammenhang mit dem gewaltigen Datenspeicherpotential seit Januar 1989 (Gesundheitsreformgesetz), welches es einmal erlauben wird, den Gesundheitswert eines jeden Menschen präzise zu ermitteln, sind wir beim Stand 1934 angelangt: Bereits damals war ganz Hamburg gesundheitsmedizinisch „erfaßt“ und der soziale Wert eines Menschen ablesbar. Die Roten wie die Grünen haben hier gründlich geschlafen beziehungsweise ihre gesamte Energie an der vergleichsweisen Lappalie einer Volkszählung verausgabt. Es wird höchste Zeit, den Gesundheits-Totalitarismus Blüms endlich zu erkennen und politische Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Dr.Fritz, Berlin 26