Zehnprozentiger Preissturz auf dem Weltkaffeemarkt

■ Niveau von 1981 erreicht / 'Arabica‘ gegen 'Robusta‘ / Brasilien: USA ist schuld

Berlin/London (taz/dpa) - Mit einem Preissturz von zehn Prozent reagierte der Kaffeemarkt auf den Beschluß der Internationalen Kaffee-Organisation (ICO), die bisherigen Quotenregelungen aufzugeben und Marktbedingungen für den Weltrohkaffeehandel einzuführen (taz vom 5.7.). Der Preis für die September-Kontrakte, die übernächste fällige Lieferung, rutschte am Dienstagmorgen von 940 auf 850 Pfund pro Tonne. Im Januar hatte er noch 1.200 Pfund betragen. Damit ist der Rohkaffeepreis so weit gefallen wie seit acht Jahren nicht mehr. Weil die Terminbörsen in den USA wegen des Unabhängigkeitstages geschlossen hatten, konzentrierte sich der Handel fast ausschließlich auf London.

Unklar ist weiterhin, wie sich die Preise für unterschiedliche Kaffeesorten auseinanderentwickeln werden. Insgesamt gibt es in diesem Jahr bei einer Welterzeugung von 95 bis 100 Millionen Sack (je 60 Kilo) Rohkaffee eine Überproduktion von mindestens zehn Millionen Sack: ICO -Mitgliedsländer nehmen 57 Millionen ab, Nichtmitglieder acht Millionen; zwanzig Millionen Sack bleiben als Eigenverbrauch in den produzierenden Staaten.

Die neue Spaltung in der ICO verfestigt sich aber vor allem an den angebotenen Sorten: Auf der einen Seite befinden sich die zentralamerikanischen und einige ostafrikanische Produzenten (in Kenia und Tansania) der milden 'Arabica' -Qualitäten gemeinsam mit den USA und die EG, wo diese Sorten besonders populär sind, und die Nachfrage das Angebot übersteigt. In den ICO-Verhandlungen hatte sich die USA auf die Seite dieser Länder gestellt, die eine Quotenerhöhung über die bisherigen 48 Prozent hinaus forderten; dies hätte Kürzungen vor allem bei der brasilianischen 30-Prozent-Quote mit ihrem hohen Anteil billiger 'Robusta'-Kaffees zur Folge gehabt.

Auf der anderen Seite befinden sich Brasilien, Kolumbien und ostafrikanische Staaten wie Ruanda, die vom Preisverfall für ihre Qualitäten besonders betroffen sein werden. Prompt warfen die beiden südamerikanischen Länder den USA vor, für den Zusammenbruch des Abkommens verantwortlich zu sein.

diba