: Sudans Militärjunta verkündet Waffenruhe
■ Der Chef des Kommandorats General Baschir amnestiert Gegner der gestürzten Regierungen von Numeiri und Al Mahdi / Anwendung des von Numeiri eingeführten islamischen Rechts soll neu verhandelt werden / Anklagen wegen Korruption gegen Angehörige des alten Regimes
Kairo (afp) - Die neue Militärjunta in Sudan hat am Dienstag einen Waffenstillstand von einmonatiger Dauer im Bürgerkrieg gegen die südsudanesische Guerilla SPLA verkündet. Das berichtete die ägyptische Regierungszeitung 'Al-Ahram‘ am Mittwoch. Im Süden des Landes herrscht de facto eine Feuerpause, seit die SPLA von Oberst John Garang und die Regierungstruppen am 1. Mai ihr Einverständnis zu der UNO -Hilfsaktion „Life-Line Sudan“ gegeben hatten.
Der „Kommandorat der Revolution des Nationalen Heils“ will mit diesem Dekret seine „Gutwilligkeit“ gegenüber der SPLA unter Beweis stellen. Wenige Stunden vor der Bekanntgabe der neuen Maßnahmen hatte der Chef des Kommandorats, General Omar Hassan al Baschir, in einer angekündigten politischen Erklärung Garang aufgefordert, „nach Khartum zu kommen, um Verhandlungen zur Beendigung der Kämpfe in dieser Region zu führen“.
Der Kommandorat erließ eine Amnestie für alle Sudanesen, die sich seit 1983 gegen die Zentralregierung gestellt haben. Diese Maßnahme zielt in erster Linie auf die sogenannten „Südisten“, die 1983 den Guerillakampf gegen die Zentralregierung wieder aufgenommen hatten, nachdem der damalige Präsident Dschaafar al-Numeiri das islamische Recht (Sharia) eingeführt hatte. Baschir erklärte, das Problem der Sharia werde Gegenstand einer Debatte und von Verhandlungen sein. „Wenn diese scheitern, wird ein Referendum entscheiden“, sagte Baschir.
Der ehemalige Präsident des „Rats für den Süden“ Sudans, Angelo Beda, sowie 14 weitere Politiker derselben Region sind unterdessen zwecks Befragung festgenommen worden, teilte Juntamitglied Oberst Pio Jukwan mit. 30 weitere Politiker aus Südsudan würden noch gesucht. Die Inhaftierten hätten dem alten Regime angehört und sich der „Korruption“ schuldig gemacht, begründete der Offizier die Verhaftungen. Die für den Süden des Landes bestimmten Lebensmittel seien nie dort angekommen, weil sie im Norden des Landes auf dem Schwarzmarkt zugunsten dieser Politiker verkauft worden seien.
Die Milizkommandanten der Parteien in der sudanesischen Hauptstadt Khartum haben sich unterdessen nach Angaben Baschirs ergeben. Die Milizen waren seit dem Militärputsch am vergangenen Freitag von der Bildfläche verschwunden.
Die aufgelösten Parteien hätten laut Baschir die sudanesische Demokratie sabotiert. Alle Personen, die unter dem alten Regime Verbrechen begangen hätten, würden vor Sondergerichte gestellt und bestraft. Die Angeklagten sollen ein Recht auf Verteidigung haben und Berufung einlegen können.
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