Vase nach Noten

■ Was auf Bremer Konzertbesucher am Wochenende zukommt

Ich beschränke mich einfach aufs kommende Wochenende, das reicht in Bremen derweil schließlich völlig, um einen 80zeiligen Vorankündigungskasten vollzuschreiben. Selbst die Kollegen aus der „Aktuelles„-Redaktion werden vor lauter Kultur ganz poetisch und sprechen inzwischen von den unzähligen Breminale-Häppchen wie von „Mosaiksteinchen einer zersplitternden Vase“, die in der Kulturredaktion ordentlich zusammengesetzt gehören. Bevor der am Weserufer von morgens bis abends versammelte Schöngeist also allen zu Kopf steigt

-hier ist der rote Faden durchs Musiklabyrinth, die Vase nach Noten:

Freitag, 20 Uhr eilt der aufrechte Linksalternative schleunigst ins „Blue Inn“: Jesus Burning Liquor kommen aus St. Pauli und haben irgendetwas mit Hafenstraße und Reeperbahn zu tun, das Band-Info spricht von intelligenter „Popmusik und Mädchenpunk“. Im „Kraftwerk“ gibt's für alle anderen zur selben Zeit ein preisgünstiges Dreierpack: John Campbell kommt aus Houston und spielt Gitarre, The Paladines aus dem kalifornischen San Diego machen Rockabillybluesswing und Hollands Claw Boys Claw wuppern mit einer Art Punkrock durch die Sommernacht. Wer dahin geht, muß auf das 1. Improvisierende Streichorchester (30 Geigen, Bratschen, Celli, Bässe) dann eben verzichten.

Um 22 Uhr kann man die auf allen Fotos einfach klasse aussehende Bremerin Sabine Mai live bewundern und zwar in der Schleuse mit der Original-Bremer-Musiker-Band „Der Herr kam über Sie“.

Wer Breminale gar nicht mag, geht einfach zur Krach-Pogo -Punk-Nacht zum Schlachthof: entweder im dämlichsten Outfit (das wird prämiert) zu den Pämpers im Magazinkeller (20 Uhr), oder zu den Dimple Minds, Idiots (aus Dortmund) und Liar. Die machen dort zur selben Zeit Lärm.

Bleiben für den Samstag nur noch 20 Zeilen. Wir empfehlen: Peter Apel (DaCaPo-geprüft) mit dem Ensemble 19 zum Spätnachmittagstee (17.30 Uhr) in der „Schleuse“, die Pillbox Boys aus Walle (weil TIL sie liebt) um 20 und 24 Uhr im „Kraftwerk“ und eigentlich auch die hübschen Jungs von Metallic Traffic aus Hamburg mit Wave und Avantegarde um 21 Uhr in der Schleuse.

Lustig: Bremer Jazz-und Popmusiker setzten sich mit dem „Phänomen des Acid House“ auseinander. New Yorker Street Style also einmal ganz akademisch betrachtet. Prima.

Und am Sonntag raten wir allen ganz anders Gesinnten zu einem Besuch in der Glocke: ganz etablierte Bremer Chöre, Orchester und das Ballett spielen Peter und der Wolf und Carmina Burana. Wir denken an alle. p