Verordnete Wechselbäder

■ Sauna und Elegisches: Breminale musikalisch

„Alles so schön bunt hier, ich kann mich gar nicht entscheiden“, mag der eine oder die andere am Mittwochabend gedacht haben, angesichts der für zögerliche Menschen geradezu peinvollen Fülle von „Kulturangeboten“. Mir hingegen war die Entscheidung abgenommen, der zu besuchende Konzertreigen vorgegeben und damit ein Wechselbad von Musik, Stimmungen und Temperaturen.

Da war zuerst die litauische Rockgruppe Bix in der „Schleuse“. „Neue Töne“ waren angekündigt. Die sieben Bix -Musiker produzierten aber ein nicht ganz so neues eklektisches Stilgemisch, laut und mit treibenden Rhythmen unterlegt. Ungewohnt klang da vor allem die Stimmführung der Gesangsparts, die in den heimischen Musiktraditionen wurzelt. Der Rest ist ziemlich geradliniger Rock angereichert mit Bläsersätzen, mal ein bißchen jazzig, mal ein bißchen soulig, und einer Gitarre, die sich durch alle populären Stile der letzten 20 Jahre schrammelte. Trotzdem sorgten Bix für gute Stimmung in der „Schleuse“.

Im „Kraftwerk“, das gleichzeitig als Sauna diente, bahnte sich dann der musikalische Höhepunkt des Abends an. Die Kölner Saxophon Mafia, das Dortmunder Trio Drümmele Maa und die Trommlergruppe Elima aus Zaire trafen sich dort zu ihrem Projekt „Two Continents, One Music“.

Dazu paßte die Hitze im Zelt eigentlich ganz gut. Die Trommler von Elima legten einen wogenden Rhythmusteppich, verstärkt durch die beiden Schlagzeuger von Drümmele Maa, in den die Mafia ihre verschachtelten Bläsersätze verwob. Der Mafia bekommt der rhythmische Untergrund gut, ihre Musik wird dadurch erdiger, weniger akademisch, aber nicht weniger differenziert. Akzente setzte auch der Gitarrist von Drümmele Maa. Die Arrangements gaben den verschiedenen Elementen der Musik viel Raum - die zairischen Trommler wurden keineswegs zu Rhythmuslieferanten degradiert. Bedauerlich nur, daß ein Teil des Publikums es vorzog, gegen die Musik anzuschwätzen.

Aber schon nach dem 1.Set mußte ich leider gehen: Thilo von Westernhagens Oratorium „Sonnengesang“ wartete, eine vorwiegend elegisch gehaltene Verarbeitung des gleichnamigen Gesangs (?) von Franz von Assisi und der Rede des indianischen Häuptlings Seattle. Mit Piano, Gesang, zwei Cellos, Violine, Flöte und Perkussion zelebrierten die MusikerInnen eine zerbrechliche Verbindung von kontrastierenden musikalischen Elementen zwischen New Age und minimalistischer Kammermusik, mit vielen leisen Tönen und Pausen, die leider vom ständigen Kommen und Gehen rastloser Breminalisten begleitet wurden. Arnau