Protest vergebens

■ Virchow-Bettenhausschließung beschlossen / „Errichtungskommission stimmte den Senatsplänen zu

Auch lautstarke Proteste der betroffenen Virchow-Mitarbeiter konnten gestern das Errichtungskuratorium nicht von ihren Zukunftsplänen für das Weddinger Universitätsklinikum abbringen. Das chirurgische Bettenhaus wird wegen Sanierung geschlossen, ist nun beschlossen. Folge ist die „Anpassung“ der anderen Fachbereiche des Klinikums, wie es in der Vorlage so schön formuliert wird. Im Klartext: Um die Stationen aus dem chirurgischen Bettenhaus auf das übrige Klinikgebäude verlagern zu können, müssen insgesamt zwölf Fachbereiche um genau 303 Betten schrumpfen. Der Antrag der AL-Abgeordneten Hilde Schramm, den Termin für die verordnete Schließung um drei Monate zu verschieben, um bis dahin gemeinsam mit verantworlichen Ärzten und der Klinikumsleitung nach Alternativlösungen zu suchen, wurde von der Gesundheitsverwaltung in persona von Staassekretär Armin Schoepe rigoros abgeschmettert.

Zwar beharrt die Verwaltung nicht mehr auf den heutigen 7.Juli als endgültigem Termin, bis Ende Juli jedoch soll die Räumung des Bettenhauses endgültig abgeschlossen sein. Zu kleineren Tumulten in dem hoffnungslos überfüllten Sitzungssaal in Charlottenburg kam es während der Abstimmung über die einzelnen Passagen des Entwurfs. So wurde zunächst der Antrag des gesundheitspolitischen Sprechers der SPD, Reinhard Roß, abgelehnt, nach Umzug des Bettenhauses die Kürzungen in den einzelnen Bereichen dem Badarf anzupassen.

Erst lautstarke Proteste zwangen die Kuratoriumsmitglieder zur erneuten Abtimmung. Ob sich plötzlich reifliche Überlegung durchsetzte oder der Druck der Öffentlichkeit eine Änderung bewirkte, bei der zweiten Abstimmung wurde der Antrag angenommen. Dies ändert aber nichts daran, daß die Bettenkürzung wie geplant erfolgt.

Ungeklärt bleibt die Finanzierung der Verlagerungsmaßnahmen. So signalisierte der Finanzsenat ganz deutlich, daß dem Universitätsklinikum nicht mehr als die bereits vereinbarten 1,1 Milliarden Mark zur Verfügung gestellt werden können. Ungeklärt bleibt somit auch, wie die erforderlichen Umbaumaßnahmen in der Kinderklinik Wedding, wohin die chronich Kranken verlegt werden sollen, bezahlt werden sollen.

Folgerichtig ist somit das Fazit von Hilde Schramm: Die Verlagerung des chirurgischen Bettenhauses wurde viel zu schnell durchgezogen. Selbst wenn weiterhin in einzelnen Bereichen nach möglichen Alternativen gesucht wird, bleibt die beschlossene Bettenreduzierung die Vorgabe, an der sich potentielle Vorschläge orientieren müssen. Personell wird es sogenannte Überhanglisten geben, das heißt, das Personal wird unter der Direktive der Klinikumsleitung verteilt - ob es den einzelnen Wünschen entspricht oder nicht.

Martina Habersetzer