Die Reps sind keine Republikaner!

■ Über den Umgang mit Potentialen von Rechtsaußen / Klaus Naumann im Kulturtermin

(Klaus Naumann im Kulturtermin, Mi., 5.7., SFB 1, 19.05 Uhr) Diskussionen um unser Demokratieverständnis sind durch den Aufstieg der Reps angeheizt worden. Klaus Naumann sieht jedoch darin keinen Grund, sich den Anspruch, Republikaner zu sein, von einer Partei gleichen Namens vermiesen zu lassen. Denn: Republikaner, das sind wir doch hoffentlich alle! Auf dieser Prämisse, die sechs Monate nach der Berliner Wahl schon fast skandalös klingt, gelingt es dem Autor, das Phänomen des neuen Rechtsextremismus zu entmythologisieren. Naumann führt den Aufstieg des rechten Randes im Parteienspektrum eben nicht wie so viele auf Vor -Bundesrepublikanische NS-Traditionen zurück, sondern sieht ihn als einen Ausstieg aus der heutigen staatserhaltenden politischen Mitte. Gerade dieses demokratische „Reich der Mitte“ mit seiner verschriebenen Extremistenangst, die der Garant eines „Nie Wieder“ sein wollte, beinhaltet einen drastischen Zwiespalt zwischen dem demokratischen Denken unserer 40jährigen Republik und tradierten republikanischen Tugenden.

Der von rechts geäußerte Anspruch auf einschlägige autoritäre Potentiale entsteht gerade in dieser unserer Mitte. Folglich muß das rechte, aber auch das linke Spektrum der Mitte aus seinem Dornröschenschlaf erwachen und sich einer Überprüfung seiner republikanischen Normen unterziehen. Denn Republikaner sein, das ist seit 200 Jahren ein Ehrenname, verbunden mit den Begriffen bürgerliche Revolution, Demokratie. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit waren für die Republikaner des 19. und 20.Jahrhunderts politische Triebkräfte.

Daß der Inhalt eines guten Namens nicht über Nacht in ihr Gegenteil verkehrt werden kann, selbst nicht in unserer vom historischen Kurzzeitgedächtnis geprägten Zeit, betont Naumann mit Nachdruck. Die Reps sind keine Republikaner: Denn die historischen Vertreter waren Verfechter des Weltbürgertums, das keine ethnische Diskriminierung kannte. Und gerade die von den Reps so verhetzten Inhalte wie Einbürgerung und Asyl sind republikanische Selbstverständlichkeiten. Gerade nach der unrechtmäßigen Kaperung eines Ehrentitels soll und muß das Verwirrspiel der Begriffe Anlaß geben, im privaten wie im öffentlich -politischen Bereich Handlungswerte, Meinungen und Reaktionsmuster auf ein republikanisches Bewußtsein hin zu orientieren. Klaus Naumann und damit der SFB bewiesen mit dieser Sendung wahres republikanisches Engagement.

Gaby Hartel