Für Erotik in Italiens Gefängnissen

Die Parlamentsabgeordnete Ilona Staller präsentiert Gesetzesvorlage im Zuchthaus Rebibbia Frauen- und Männerbesuche sowie Pärchenzimmer / Vergewaltigern drohen empfindliche Strafen  ■  Aus Rom Werner Raith

Ilona Staller („Cicciolina“), Abgeordnete, international bekannte Repräsentantin der italienischen Pornographie, aber auch um des Wählerwillens für ein „buntes“ und repräsentatives Parlament, hat eines ihrer obersten Wahlversprechen wahrgemacht: die Vorlage eines „Gesetzentwurfes für freie sexuelle Betätigung in den Gefängnissen Italiens“.

In einer überfüllten Versammlung von Häftlingen des römischen Hochsicherheitszuchthauses Rebibbia hat Ilona Staller die Einzelheiten ihres Vorschlags erörtert: Danach sollen alle InsassInnen „unabhängig von ihrer guten oder schlechten Führung“ das Recht auf „regelmäßigen Besuch“ ihrer Frauen, Verlobten oder Freundinnen bzw. ihrer Männer oder Freunde erhalten, wozu ihnen „in einer speziellen Abteilung ruhige Zimmer ohne Beobachtung und Überwachung“ bereitgestellt werden müssen. Weiter sieht der Gesetzentwurf vor, daß „weibliche und männliche Häftlinge die Hofgänge, ihre Freizeit und eventuelle Arbeiten in gemischten Gruppen nach ihrer Wahl verbringen können“.

Für Vergewaltigungen während eines solchen gemeinsamen Umschlusses drohen nach dem Gesetzentwurf empfindliche Sanktionen: Selbst schon für den Versuch im Rahmen der Sondererlaubnisse sollen die Strafen um ein Drittel bis die Hälfte gegenüber der sonstigen Norm (bis zu acht Jahren) erhöht und der Ausschluß von der gemischten Gruppe verfügt werden.

Der Gesetzentwurf enthält gewisse Chancen: Im Rahmen der Reformvorschläge für das italienische Knastsystem sprachen sich auch andere Parteien und - kürzlich bei einem Kongreß über „Haft und Sex“ in Kalabrien - auch der Oberaufseher über Italiens Gefängnisse, Niccolo Amato, für ein „Überdenken der rigorosen Ausschaltung menschlicher Gefühle für eingesperrte Menschen“ aus.

Als erste Konsequenz lassen einige Haftanstalten zu später Stunde über das Hausfernsehen auch erotische Filme oder die Mitternachtssoftpornos örtlicher Fernsehanstalten einspielen.