„Aquino kommt hierher, weil sie Geld braucht“

„Terre des hommes“ zur Lage der Kinder unter dem Bürgerkrieg auf den Philippinen / „Aquino-Besuch ändert überhaupt nichts“  ■  Aus Bonn Ferdos Forudastan

24.Oktober 1988 im Dorf Tabao auf der philippinischen Insel Negros: Sechs schwerbewaffnete, maskierte Männer stürmen ein Haus und schießen um sich. Der dreijährige Nadreb stürzt verletzt zu Boden. Von dort aus sieht er, wie sein Vater, der ihn eben noch auf den Knien gehalten hatte, im Kugelhagel stirbt. Auch seinen Onkel erschießen die Militärs vor Nadrebs Augen. Nadreb ist eines von über 200.000 philippinischen Kindern, die nach Schätzungen der Kinderhilfsorganisation „terre des hommes“ in den letzten Jahren der Herrschaft von Corazon Aquino psychische und physische Wunden im Krieg der philippinischen Präsidentin gegen die Bevölkerung erlitten. Anläßlich des anstehenden Aquino-Besuches in der Bundesrepublik informierten gestern in Bonn VertreterInnen von „terre des hommes“ über diese Menschenrechtsverletzungen.

Zunehmende Inhaftierung, Folterung und Ermordung tatsächlicher oder vermeintlicher politischer Oppositioneller, Massaker unter der Zivilbevölkerung, Bombenangriffe auf Dörfer - unter der Menschenrechtspolitik der philippinischen Regierung, die nach Einschätzung vieler Beobachter inzwischen grausamer ist als die der Marcos -Diktatur, leiden Kinder besonders. Bei militärischen Aktionen werden auch sie verletzt, gefoltert, verkrüppelt, getötet. Sehr viele tragen psychische Schäden davon, weil sie erleben, wie ihre Eltern inhaftiert oder verschleppt, gefoltert oder ermordet werden. Folgen solcher Erlebnisse konnten die „terre des hommes„-Vertreter auf einem von der Hilfsorganisation betreuten Projekt in Manila studieren: Im „Children's Rehabilitation Center“ werden Kinder betreut, die sehr aggressiv geworden sind, sich völlig zurückziehen, furchtbare Ängste ausstehen, nicht mehr schlafen und lernen können. Viele Kinder antworteten auf die Frage nach ihrem Namen und Zuhause nur mit Kopfschütteln aus Angst, ihre Eltern dadurch in Gefahr zu bringen.

Von dem Aquino-Besuch in der Bundesrepublik erhofft sich „terre des hommes“ für die Verbesserung der Situation dieser Kinder „nichts“. „Aquino kommt hierher, weil sie Geld braucht. Und die entscheidenden Politiker hierzulande interessieren sich für die Menschenrechtssituation auf den Philippinen überhaupt nicht“, meinte Ursula Pattberg von „terre des hommes“.