Ein ganzes Volk zum Tode verurteilt

■ Appell an die Öffentlichkeit bei den Amazonientagen in Berlin: Im brasilianischen Amazonasurwald könnte es zum Völkermord an den Yanomani kommen / Goldsucher dringen immer weiter vor

Berlin (taz) - Dem Volk der Yanomani im Urwald Brasiliens und Venezuelas bleibt kaum noch Zeit. Auf den Amazonientagen in Berlin zeichneten die Ethnologin Pierette Ziegler-Birraux und der Filmemacher Rüdiger Nehberg am Donnerstag abend ein düsteres Bild von der Zukunft einer der größten indianischen Ethnien, die noch in Amazonien überleben. Den 20.000 Indianern, die noch bis in die sechziger Jahre unabhängig von der restlichen Welt lebten, stehen heute etwa 60.000 Goldsucher gegenüber, die in das indianische Siedlungsgebiet eingefallen sind.

Die „garimpeiros“, die Goldsucher, bringen für die Indianer fremde Krankheiten mit, zerstören den Urwald, verpesten die Flüsse und ermorden Yanomani, als ob sie „Affen“ wären. Organisiert haben sich die Goldsucher in mafiaähnlichen Cliquen, die sämtliche Flugpisten des Gebiets kontrollieren und auch bei einigen führenden brasilianischen Provinzpolitikern Unterstützung finden.

Schon seit 1978 fordert die brasilianische „Kommission zur Gründung des Yanomani-Parks“ die Einrichtung eines Schutzreservats für das bedrohte Volk und die sofortige Ausweisung aller Goldsucher. Doch dem widersetzen sich die Militärs des „Nationalen Sicherheitsrats“. Sie wollen das Urwaldgebiet aus „Sicherheitsgründen“ unter militärische Kontrolle stellen. Es gelte sich vor den Anrainerstaaten zu schützen, eine eventuelle Kokainproduktion zu verhindern und einen unabhängigen Yanomani-Staat unmöglich zu machen. Nichts aber ist den Yanomani fremder, als einen eigenen Staat zu gründen: ihr Durchstreifen des Urwalds kennt keine nationalen Grenzen.

Es tut not, schnell für die Yanomani einzugreifen. Schon jetzt ist der Urwald weitgehend zerstört. Einigkeit herrschte auf den Amazonientagen, daß jegliche Aktionen etwa Kreditstopps für die Erschließung des Amazonasurwalds in Brasilien - mit brasilianischen Indianern und Umweltschützern abgestimmt werden müssen.

C.K.

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