: Todesurteil für Koksgeneral in Kuba
■ Drei weitere Offiziere von Kriegsgericht zum Tode verurteilt / Fidel Castro könnte Verurteilte begnadigen
Havanna (afp/taz) - Ein Militärgericht in Kubas Hauptstadt Havanna fällte gestern Todesurteile gegen vier hohe Offiziere. Ihnen wurde Rauschgiftschmuggel vorgeworfen. Wie die kubanische Nachrichtenagentur 'ain‘ meldete, verhängte das Gericht die Höchsstrafe gegen den Exkommandeur des Expeditionskorps in Angola General Arnaldo Ochoa sowie gegen Oberst Antonio de la Guardia, Kommandant Amado Padron Trujillo und Hauptmann Jorge Martinez Valdes. Wegen Zusammenarbeit mit dem kolumbianischen Kokain-Kartell von Medellin standen insgesamt 14 Offiziere vor Gericht.
Den zum Tode verurteilten Offizieren bleibt nur noch das Gnadengesuch an Staats- und Parteichef Fidel Castro. Beobachter in Südamerika halten es für warscheinlich, daß Castro das Todesurteil in eine lange Haftstrafe umwandeln wird. Sowohl vor dem aus 47 Generälen bestehenden Ehrengericht, das die Offiziere aus der Armee verstieß, als auch vor dem seit einer Woche tagenden Kriegsgericht hatten Ochoa und die mitangeklagten Offiziere gestanden, in Kokainhandel, Waffenschmuggel und Korruption verwickelt gewesen zu sein.
Seit 1986 hatten die Offiziere insgesamt sechs Tonnen Kokain im Wert von 3,4 Millionen Dollar in den USA absetzen können. Oberst Antonio de la Guardia leitete die Operation und nutzte dafür die Infrastruktur der hochgeheimen „Abteilung Z“ im Innenministerium, die er seit 1982 leitete. Aufgabe dieser Abteilung war es, westliches High-Tech aus den USA nach Kuba zu schmuggeln. Das Kokain wurde aus Flugzeugen abgeworfen und von den Drogenhändlern in kubanischen Gewässern geborgen. Den kubanischen Genossen wurde erklärt, es handle sich bei den Plastiksäcken um High -Tech aus den USA.
Im Zuge des größten Korrup Fortsetzung auf Seite 2
Reportage aus Kuba auf Seite 6
tionsskandals in der 30jährigen Geschichte der kubanischen Revolution wurden ebenfalls in den vergangenen Wochen drei Minister ihrer Ämter enthoben. Fidel Castro, dienstältester Staatschef Latein
amerikas und gewiefter Taktiker, scheint die Gelegenheit des Drogenskandals zu einem gründlichen Großreinemachen zu nutzen.
C.K.
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