BRD-Technik für indische Rakete?

■ 'Wall Street Journal‘ berichtet über mögliche Hilfe Bonns und der USA beim Bau indischer Mittelstreckenrakete / Südafrika testete erfolgreich eigenes Modell Marke „Jericho 2„-Variation

Washington/ Berlin (afp/ap/taz) - Der Mittelstreckenraketen -Run der atomaren Schwellenländer bringt die industriellen Helfershelfer in die Bredouille. Während Südafrika am Freitag eine der israelischen Raketen „Jericho 2“ ähnliche Rakete mit einer vermuteten Reichweite von 1.400 km nach eigenen Angaben „erfolgreich“ testete, wurde einem Bericht des 'Wall Street Journals‘ zufolge amerikanische und bundesdeutsche „friedliche“ Weltraumtechnologie für den Bau seiner Mittelstreckenrakete „Agni“ mißbraucht. Die „Agni“ mit einer Reichweite von 2.480 Kilometern war schon am 20.Mai erfolgreich getestet worden.

Die US-Zeitung berichtete in ihrer Freitag/Samstag-Ausgabe unter Berufung auf CIA-Experten, es bestünden beachtliche Ähnlichkeiten zwischen „Agni“ und amerikanischen Raketen der 50er und 60er Jahre, vornehmlich des Typs „Scout“. Darüber hinaus habe der amerikanische Fachmann Gary Millholin, ein Ingenieur, der die internationale Verbreitung von Raketen und atomaren Sprengköpfen verfolgt, festgestellt, daß das Steuersystem der indischen Rakete sowie der Antrieb ihrer ersten Stufe von der deutschen Aerospatiale im Rahmen der deutsch-indischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Raumfahrt entwickelt worden war. Die BRD und die USA sind zwei von sieben Industrienationen, die vor zwei Jahren einen Vertrag zur Limitierung von Proliferation nuklear verwertbarer Technologie unterzeichneten.

In Washington wies der Sprecher von Aerospatiale, Wurzel, die Behauptungen Millholins als „Vermutungen“ zurück und erklärte, daß die Amerikaner „viel direkter“ bei „Agni“ involviert seien. Schließlich habe die Nasa den Chefingenieur des Agni-Programms Abdul Kalam ausgebildet. Ein Sprecher der indischen Botschaft in Washington widersprach Behauptungen über bundesdeutsche oder US -amerikanische Hilfe und meinte, die „wichtigsten Teile“ der Rakete seien ohne „irgendwelche importierte Technologie“ entwickelt worden. Neben Indien laborieren Pakistan, Argentinien, Brasiien und der Irak an eigenen Mittelstreckenraketen.

Die nukleare Schwellenmacht Südafrika bestätigte unterdessen am Freitag auf Anfragen nur, daß von dem Versuchsgelände Overberg bei Kapstadt „eine weitere Rakete erfolgreich abgefeuert worden ist“. In der südafrikanischen Wochenzeitung 'Weekly Mail‘ hatte ein Militärexperte aus London Ende Juni über bevorstehende Tests in Overberg mit Raketen einer Reichweite von 800 Kilometer berichtet: „Das würde Pretoria in die Lage versetzen, das ganze südliche Afrika mit konventionellen, chemischen oder Kernwaffen zu bedrohen.“

AS