Es kam Andres, als erwartet

■ Bei der Demonstrateion gegen den Parteitag der „Republikaner“ kam es zu Handgreiflichkeiten zwischen Militanten und friedlichen Demonstranten / Die Polizei setzte nach Steinwürfen das Sondereinsatzkommando ein

Trotz der frühen Morgenstunden füllten bereits kurz nach 9 Uhr gut 5.00 Demonstranten die Straßenseite gegenüber dem „Schultheiss an der Hasenheide“. Auf vielen mitgeführten Transparenten wurde gegen die Politik der REPs demonstriert. Noch während der Kundgebung, die um 9 Uhr begann, versuchte ein Teil der Demonstranten die Absperrgitter wegzureißen und den Saal zu stürmen. Die Polizei mußte oft in Deckung gehen, weil Flaschen und Bierdosen in ihre Richtung geworfen wurden. Zur Sicherung des Veranstaltungslokals hatte sie 1.500 Beamte, vier Wasserwerfer und zwei Spezialfahrzeuge im Einsatz.

Als gegen Ende der Kundgebung von ca. 400 Demonstranten erneut versucht wurde, die Absperrung zu überwinden, kam es zwischen ihnen und anderen Demonstrations-Teilnehmern zu teilweise handgreiflichen Auseinandersetzungen. So wurde ein Grüppchen Vermummter regelrecht „entwaffnet“ und die ihnen abgenommenen Steine und Knüppel kurzerhand über die Absperrung geworfen. Bei der anschließenden Randale soll es nach Augenzeugenberichten zwei durch Steinwürfe der Militanten verletzte Demonstranten gegeben haben.

Blieb die Auseinandersetzung mit der Polizei bis dahin im erwarteten Rahmen, änderte sich das schlagartig, als ein Festnahmekommando von etwa 30 Mann des SEK in martialischer Aufmachung auf dem Schauplatz erschien. Kurz zuvor hatte sich nach langem Hin und Her der Demozug in Richtung auf den 5 Kilometer entfernten Schlußkundgebungsort in Bewegung gesetzt. Völlig unklar ist bislang, auch für Einsatzleiter Heinze, warum der Ortsbereitschaftseinsatzleiter Schiefelbein die SEK-Einheit überhaupt angefordert hatte, nachdem sich der Zug bereits langsam, aber sicher in Bewegung gesetzt hatte. Das SEK bezog auf der gegenüberliegenden Straßenseite Stellung und kesselte damit die restlichen Demonstranten zwischen sich und den Absperrgittern ein. Jetzt kam heftiger Unmut auf und die Demonstranten machten Front gegen die SEK-Leute. Daraufhin zog der Einsatzleiter das SEK wieder zurück und ließ die Hasenheide vom Hermannplatz her in Richtung Südstern von den Einsatzbereitschaften räumen. Im Nu wurde daraus eine fast 20 Minuten währende Straßenschlacht. Die anrückenden Polizisten wurden mit einem Hagel von Flaschen und Steinen empfangen. Jetzt trat auch das SEK wieder in Aktion und sorgte, unterstützt von zwei Wasserwerfern für „beweissichere Festnahmen“.

Auf Höhe der Fichtestraße schoben die ca. noch 400 Demonstranten dann einen Bauwagen auf die Hasenheide. Unter Steinwürfen zog man sich vor der Polizei langsam auf beiden Fahrbahnen der hasenheide in Richtung Südstern zurück. Der Wasserwerfer- und Knüppeleinsatz endete dann auf Höhe der Fichtestraße. Am Südstern erreichten die Rest-Demonstranten dann dem Hauptzug, mit dem sie weiterzogen. Unmittelbar war dann noch von etwa 20 Vermummten ein Supermarkt gestürmt worden. Es wurden Obstkisten geklaut und die beiden Kassen geplündert. In der Blücherstraße wurde ein Auto mit REP -Aufklebern prompt demoliert. Auf dem weiteren Weg gab es dann keine Zwischenfälle mehr. Die Polizei gibt an, daß sie 17 verletzte Beamte habe und und 13 Personen vorübergehend festgenommen wurden.

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