Psychopharmaka im Knast-betr.: "Menschen zu Zombies gespritzt", taz vom 30.6.89

betr.: „Menschen zu Zombies gespritzt“, taz vom 30.6.89

Auch in der JVA Straubing, die wegen dieser Problematik schon häufiger in den Schlagzeilen war, sind gegenwärtig erneut mehrere Fälle bekannt, in denen Gefangenen auf Dauer gegen ihren erklärten Willen Neuroleptika gespritzt werden beziehungsweise bei den Gefangenen die Vorstellung besteht, es handele sich dabei um Vitaminspritzen. Gerechtfertigt wird die Zwangsbehandlung immer wieder mit angeblich schwerwiegenden Gefahren für die Gesundheit der Gefangenen bei „Ausschluß der freien Willensbestimmung“. Doch liegt die Vermutung nahe, daß häufig die „medizinische Indikation“ von den Knastpsychiatern vorgeschoben wird, um bei „renitenten“ Gefangenen Neuroleptika verabreichen zu können. Da dieser Verdacht sich nicht ausräumen läßt und die Vollzugsbehörden und Psychiater eine Überprüfung ihrer Diagnosen durch externe Ärzte hartnäckig verhindern, kann die Forderung nur lauten: Keine Verabreichung von Psychopharmaka im Knast. Psychisch kranke Gefangene sind haftfähig und gehören deshalb auch nicht in den Knast oder die Krankenabteilung der Gefängnisse.

Michael Alex, Fraktionsmitarbeiter der Grünen im Bayerischen Landtag, München 85