Montag

 ■ R a d i o d a y s

Heute nachmittag schickt uns der NDR im „Thema“ eine vielversprechende Lesemepfehlung ins Haus: Es geht um einen ganz normalen bürgerlichen Beobachter der französischen Revolution. Aber ganz so normal ist Restif de la Bretonne nun doch wieder nicht! Restif, seines Zeichens Drucker, Setzer und Schriftsteller, verließ im Jahre 1751 im Alter von 27 die idyllische Heimatstadt Bourgogne, um in das stimulierende Klima der pulsierenden Großstadt Paris einzutauchen. Hier entwickelte er zeitgleich zur politischen Umstrukturierung eine neue literatische Form: den handfest erotischen Sittenroman. Unter seinen Werken landete das mit dem Titel Le Pornograph 1769 einen Volltreffer in der zeitgenössischen Bestsellerliste. Restifs Leserefolg ist wohl auf seine Maxime „traue nur deiner eigenen Erfahrung“ zurückzuführen. Der lebendige, ungestelzte Stil begeisterte die pretentiöse Gesellschaft. Und daß Restif kein Freund muffiger Studierstuben war, lockte er den Leser mit auf seine nächtlichen Streifzüge durch die Pariser Halbwelt, machte sie mit Spelunken, Bordellen und zwielichtigen Gestalten bekannt. Les Nuit de Paris war und ist ein Buch zum mit-leben. Aber Restif beschränkte sich nicht auf das Thema Erotik: als Bürger Frankreichs verfolgte er die wirren Nächte und Tage der Revolution und hielt seine Beobachtungen in lebendigen literarischen Standbildern fest. Seine Reportagen zeigen den Blickwinkel des Menschen „mittendrin“ und nicht den eines distanzierten Historikers. Auch Geschichte formt Restif, dieser gewöhnliche Bürger und ungewöhnliche Autor aus Fleisch und Blut.

In seiner Sendung versucht Harald Eggebrecht das quirlige Talent vorzustellen.

(NDR 3, 16.30 Uhr)

Belfast, Bomben und der Kampf um den Frieden - die Aktulität des Themas reißt nicht ab. Anne Devlin, Autorin des Höspiels Die Namen Nennen ist selbst die Betroffene. Als Tochter eines nordirischen Gewerkschaftsführers und Labourpolitikers stand sie wie so viele im Brennpunkt des Geschehens. Mit den Augen der Beteiligten spührt sie dem Schicksal nordirischer Frauen nach, die durch den Widerspruch zwischen dem mörderischen Kampf und ihren persönlichen Beziehungen in den Fronten zerrieben werden. Anne Devlin schreibt mit dem gleichen Anliegen der Initiativgruppe „Frauen für den Frieden“, die aus dem Willen entstanden ist, gegen alle Widerstände aktiv in den Konflikt einzugreifen.

Die deutsche Erstsendung des Hörspiels ist in der Übersetzung von Ursula Tabori-Grützmacher im HR1 um 20.30 Uhr zu hören.