VereinsmeierInnen

Trotz seiner Affären setzt sich Andres bei den Berliner „Republikanern“ durch  ■ K O M M E N T A R E

Die Mehrheit der Berliner „Republikaner“ hat offenbar noch nicht begriffen, daß sie nicht Mitglieder eines Kaninchenzüchtervereines, sondern Angehörige einer politischen Partei sind. Den Ausschlag für die Wiederwahl von Bernhard Andres gab zum einen, daß der, trotz seiner Affären, einen unerschütterlichen Gründungsbonus auf seinem Konto hat. Zum anderen trifft Andres den Ton der Delegierten eher als der Intelligenzler Pagel. Während Pagel in seiner Rede Fremdwörter sorgsam vermied, um niemanden zu brüskieren, fielen Andres offenbar erst gar keine ein. Ein spürbarer Unterschied. Und während Pagel ein erfolgversprechendes politisches Konzept vorstellte, drückte Andres auf die Tränendüse und machte auf „Schön, so schön war die Wahlkampfzeit“. Die Ehrenurkunden, die er dann an Freund und Feind verteilte, bewegten mehr als tausend Worte. Ein im wahrsten Sinne des Wortes billiger, aber effektiver Trick.

Trotz des demonstrativen Schulterschlusses für die Fotografen (Andres, Schönhuber und Pagel Seite an Seite) zum Ende des Parteitags hat sich der Riß in der rechtsradikalen Partei noch verstärkt. Während die Pagel-Anhänger neben ihren Wahlerfolgen endlich eine echte politische Rolle in Berlin spielen wollen, sind die Andres-Leute damit beschäftigt, ihre Pfründe in Sicherheit zu bringen. Mit Politikmachen hat letzteres freilich nichts zu tun. In ihrer politischen Handlungsfähigkeit haben sich die REPs deshalb am Samstag selbst gelähmt. Was die Linke nicht schafft, schaffen die REPs ganz alleine.

Der CDU werden die REPs unter diesen Bedingungen kaum die Oppositionsrolle in Berlin abjagen können, obwohl die Voraussetzungen dafür eigentlich günstig sind. Der Widerstand gegen das Tempolimit auf der Avus oder die Skepsis über das in Aussicht stehende Ausländerwahlrecht sind Themen, die sich für rechtspopulistische Kampagnen geradezu anbieten. Wenn Pagel und seine Politprofi-Truppe sich nun aber, wie durch die Blume angekündigt, verweigern, werden die REPs ihre Führungsrolle in Sachen „Volksbegehren“ an die CDU abgeben. Darauf scheint Pagel zu spekulieren. Wenn der neue Landesvorstand, dem außer Andres nur Namenlose angehören, die Herbstkampagne in den Sand setzt, wird Pagel wie Phönix aus der Asche wieder auftauchen. Die Mitglieder des rot-grünen Senates, die das Ausländerwahlrecht durchsetzen und mehrheitsfähig machen sollen, dürfen wegen des andauernden Führungsstreites bei den REPs zur Zeit jedenfalls ein bißchen ruhiger schlafen.

Claus Christian Malzahn