Tücken der Entschuldigung

■ Nöte eines japanischen Ministers mit Frauen in der Politik

Tokio (afp/taz) - Japans Landwirtschaftsminister Hsiao Horinouchi sorgt sich um die Frauen: Vorbildlich hätten sie bisher für Stabilität und Kontrolle in der japanischen Familie gesorgt, deshalb gehörten sie ins Haus und nicht in die Politik. Deswegen sei die Kandidatur der Vorsitzenden der Sozialistischen Partei, Takako Doi, für das Amt der Premierministerin bei den am 23. Juli stattfindenden Teilwahlen zum Oberhaus so bedauerlich. Was wäre auch, wenn sich japanisches Firmenmanagement nicht länger an der Alters - und Geschlechterhierarchie japanischen Familienlebens ausrichtete, und was, wenn sich Japans Kulturträgerinnen auch in die wertfreie Sphäre japanisher Investitions- und Entwicklungspolitik einmischten? Schon jetzt bangen LDP -Politiker, daß Japans Indifferenz in Sachen Menschenrechtsfragen auf der Pariser Gipfelkonferenz der sieben größten Industrienationen thematisiert werden könnte.

Doch schon tags darauf sah sich der Landwirtschaftsminister von seiner eigenen, besonders in punkto Skandal liberal -demokratischen Partei genötigt, bei den vielen Frauen, die er beleidigt habe, um Entschuldigung zu bitten. Dabei hätte er sich auch bei der eigenen Hälfte der japanischen Gesellschaft entschuldigen müssen, der es jedenfalls bislang benommen war, das Amt der Mutterschaft und der Haushaltsführung auszufüllen. Unfähig, eine Regierung zu leiten, sei Frau Takako Doi nämlich, weil sie alleinstehend sei, kein Kind habe und noch nie einen Haushalt geführt habe, führte Herr Horinouchi auf einer Wahlveranstaltung seine Vorbehalte aus. Frau Doi reagierte darauf nur mit einem Achselzucken. Sie kann sich sicher sein, daß die japanischen Wählerinnen nach den jüngsten Enthüllungen der Exgeisha des Herrn Premierministers lieber eine Single-Frau als einen Ehemann a la Uno an der Spitze ihrer Regierung sehen.

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