Das HB-Männchen soll verschluckt werden

■ Britische Investoren bieten 13 Milliarden Pfund für den Mischkonzern BAT / Börsenkurse der Mutter- und Tochterfirmen gingen gleich in die Luft / Bundeskartellamt sieht Schwierigkeiten bei der Fusion mit Konkurrenten / Bundesdeutsche Firmenleitung gibt sich ungerührt

London/Berlin (dpa/taz) - Eine Gruppe von Investoren hat für den britischen Mischkonzern BAT Industries 13 Milliarden Pfund, fast 40 Milliarden Mark, geboten. Es handelt sich um das größte Übernahme-Angebot der europäischen Wirtschaftsgeschichte. Der bisherige Übernahme-Weltrekord wird von einer Wall-Street-Firma gehaltren, die 41 Milliarden Mark für den US-Konzern Nabisco („Camel“) zahlte.

Die Investoren machen keinen Hehl aus ihrer Absicht, den internationalen Konzern auseinanderzubrechen, um damit die Übernahme zu finanzieren. In der BRD gehören dem Konglomerat die BAT-Zigarettenfabriken („HB“, „Benson & Hedges“, „Prince Denmark“), 51 Prozent der Kaufhauskette Horten und die Peguform-Kunststoffwerken in Bötzingen.

Bei dem Investoren-Trio handelt es sich um Sir James Goldsmith, Jacob Rothschild und Kerry Packer. Das am Dienstag vorgelegte Angebot besteht aus einem Paket von Wertpapieren, das die BAT-Aktie mit 850 Pence bewertet. Auf die Nachricht von dem Angebot hin schnellte der Börsenpreis der BAT-Aktie von 694 Pence am Montag abend auf über 900 Pence in die Höhe. Das gab BAT einen Börsenwert von 13,7 Milliarden Pfund.

Die internationale Gruppe, die ursprünglich ein Tabak -Konzern unter dem Firmennamen British American Tobacco war, hat heute ihren Schwerpunkt außer in Zigaretten im Einzelhandel, in Versicherungen und der Papierverarbeitung. Im letzten Geschäftsjahr verbuchte BAT einen Rekordgewinn von 1,64 Miliarden Pfund (fünf Milliarden Mark), 18 Prozent mehr als 1987. Der Weltumsatz lag bei 17,65 Milliarden Pfund. Die drei bundesdeutschen Sparten trugen mit 4,9 Milliarden Mark zu rund zehn Prozent dazu bei; aus Hamburg ging für 1988 eine Dividende von 125 Millionen Mark nach London.

Bei Angeboten wie dem am Dienstag veröffentlichten werden die Konzerne in Einzelteile zerlegt, deren Verkaufswert einzeln oft bedeutend höher ist als der des Gesamtunternehmens. In der Regel gehen daraufhin die höchsten Kaufangebot an die neuen Besitzer von den Branchenkonkurrenten ein. In eine Transaktion mit den bundesdeutschen BAT-Tochterfirmen kann das Bundeskartellamt eingreifen, wenn sich Konkurrenten aus der gleichen Branche als Käufer melden und so Wettbewerbsnachteile oder eine marktbeherrschende Stellung drohen würden. Kartellamts -Sprecher Schön bestätigte, daß dies sowohl für Horten als auch für die BAT-Zigarettenfabriken gelten würde. Horten ist die kleinste der vier bundesdeutschen Kaufhaus-Gruppen, BAT die Nr. 3 auf dem hiesigen Zigarettenmarkt. Zur Horten -Beteiligung gab es in den letzten Jahren immer wieder Verkaufs-Gerüchte, die von der Holding Batig dementiert worden waren. Der Horten-Kurs sprang am Dienstag an der Frankfurter Börse um mehr als zehn Prozent in die Höhe. Zu den Übernahmeabsichten in Großbritannien wolte die Batig keine Stellungnahme abgeben. Sie habe sich den Realitäten zu stellen; für sie laufe zunächst alles so weiter wie bisher.

diba