Kreuzberger Faustkeilregel-betr.: "Trampolinisten", taz vom 7.7.89

Betr.: „Trampolinisten“, taz vom 7.7.89

Daß der verhinderte Rockmusiker Wiglaf Droste in Eurem Blatt seine Berichte über Jazzkonzerte veröffentlichen darf, ist ja schon ganz schwer erträglich. Kommt doch inhaltlich außer „blieblablobbelblubb“ oder „pjung pjung“ nicht viel heraus. (...)

Die Unterstellungen dem Saxophonisten von Serene gegenüber entbehren jeder Grundlage. Warum druckt Ihr eigentlich einen solch geistigen Dünnschiß? Es ist doch nicht unser Problem, wenn Droste bei der Definition der „Kreuzberger Faustkeilregel“ (was ist das eigentlich?) ins Schleudern kommt, die da lauten soll: Wer als erster Fascho sagt, hat gewonnen. Fascho hatte übrigens gar keiner zuerst gesagt, sondern faschistoid, bezogen auf sein penetrantes Ausgrenzen von Menschen, in diesem Falle waren es Musiker, die nicht in sein plattes Rezeptionsniveau passen. Als Antwort darauf wollte Droste, wahrscheinlich nach einem Adrenalinausstoß „proletarisches Feeling“, was er ja so gerne vorgab zu haben, die Freundin des Saxophonisten verprügeln. Als dieser ihn darauf aufmerksam machen wollte, daß der Droste zugewiesene Begriff (siehe oben) langsam Konturen annehme, wollte Droste, wahrscheinlich nach „Kreuzberger Faustkeilregel Nr. 2“ sich auch mit ihm schlagen. (...)

Übrigens, das zitierte Tucholsky-Argument, daß reproduzierende Musiker die dümmsten Menschen der Welt sind, stimmt erstens nicht und kann auf eine unserer besten deutschen Jazzgruppen, nämlich Serene, gar nicht angewendet werden. Die nämlich schreiben ihre Stücke selbst. (...)

Dr.Hubertus v.Fallois, Bln 61