Partei ohne Chance?

■ Mehr Öffentlichkeit für die Belange der Alten durch die neue Partei

Du hast keine Chance - aber nutze sie“ - nach diesem guten alten Motto haben sich die „Grauen Panther“ für die Gründung einer in der Bundesrepublik bisher einmaligen „Altenpartei“ entschieden. Das Experiment selbst ist spannend und hätte wenn es gelänge - tatsächlich die historische Dimension, die „Panther-Chefin“ Trude Unruh ihm beimißt. Und wer die Fernsehbilder von den gestikulierenden und über die Partei heftig streitenden Alten gesehen hat, könnte den Panthern allein schon wegen dieser Demontage des gängigen Altenbildes danken.

Im Prinzip sind die Panther für ihren Mut zu dem Schritt aufs parteipolitische Neuland zu beglückwünschen. Nur: Was mutig ist, muß nicht immer klug sein. Zu befürchten nämlich ist, daß sich die Panther mit dieser Parteigründung eher einen Klotz an die Tatze gebunden haben. Wenn nicht alle Wahlforscher und Prognostiker gründlich irren, dann dürfte die neue Partei mit ihrer eng begrenzten Zielgruppe kaum eine Chance haben, über die Fünf-Prozent-Hürde zu klettern. Erst dann aber hätten die „Grauen“ das öffentliche politische Forum, das sie bisher bei den Grünen hatten und das sie dringend benötigen, wenn ihre Arbeit überhaupt einen Sinn machen soll. Denn mehr als Öffentlichkeit für die Belange der Alten könnte eine solche Partei ohnehin nicht bieten.

Organisatorisch und finanziell dürfte das Vorhaben für die relativ kleine Gruppe um Trude Unruh schwer zu bewältigen sein. Politisch könnten den Panthern damit erneute verbandsinterne Richtungskämpfe ins Haus stehen - auch wenn die Mehrheiten für die Parteigründung auf der Mitgliederversammlung sehr deutlich waren. Die unhinterfragte Parteichefin Trude Unruh wird zwar als Symbolfigur der „rebellischen Alten“ auch bei „ihrer“ Wählergruppe mit großer Sympathie rechnen können, gerade weil sie oft genug so autoritär auftritt, wie viele alte Leute es ihr leben lang von „denen da oben“ gewohnt waren. Nach innen dürfte dieser Führungsstil für eine demokratisch strukturierte Partei, wie die Grauen sie sein wollen, eher ständiges Konfliktpotential sein.

So riecht denn auch die rasant vollzogene Gründung der Grauen nach einem trotzigen „Ätschebätsche“ in Richtung Grüne, mit denen Trude Unruh - emotional deutlich spürbar am liebsten mindestens zehn Hühnchen rupfen möchte. Die Grünen wiederum würden ein Quentchen politischer Sensibilität zeigen, wenn sie nun ihrerseits den Fehdehandschuh schleunigst begraben. Das Experiment, das die Grauen jetzt unter denkbar schlechten Voraussetzungen starten, ist allein schon schwer genug. Und es ist zu wichtig, als daß man Schadenfreude empfinden könnte, wenn die Grauen das traurige Schicksal anderer Einpunktparteien teilen sollten, die längst wegen chronischer Erfolglosigkeit von der Bildfläche verschwunden sind.

Vera Gaserow