Männerjustiz und Abtreibung

Toronto (afp) - Der Kampf gegen die Abtreibung hat in Kanada eine neue Variante erhalten: Kanadische Männer gehen immer häufiger vor Gericht, um die Partnerinnen an der Abtreibung zu hindern. Der 23jährige Gregory Murphy aus Toronto erreichte vergangene Woche von einem Richter eine einstweilige Verfügung, in der seiner schwangeren Freundin die Abtreibung verboten wurde. Obwohl es bislang in Kanada keine derartige Rechtsprechung gibt, beruft sich der Richter auf „das verfassungsmäßige Recht des Kindes auf seine Geburt“. Die Frau focht diese Entscheidung diese Woche an. Zwar nahm das Gericht das Urteil wieder zurück, verwies dabei aber allein auf Verfahrensmängel, ohne die Urteilsbegründung in Frage zu stellen. Der 25jährige Jean -Guy Tremblay aus Montreal erwirkte dieser Tage ebenfalls eine solche Verfügung. Nachdem das Bundesgesetz zur Abtreibung vom Obersten Gerichtshof in Ottawa vor anderthalb Jahren als verfassungswidrig verworfen worden war, ist die Frage in den Provinzen unterschiedlich geregelt.