„Otto - Der Außerfiesische“ im UT

■ Ulksnudels Heimatfilm

Das Wichtigste zuerst: Steffi Graf spielt tatsächlich mit. Sie spielt Tennis (was sonst) mit Otto. Wahnsinn.

Der Text: Vor dem Kino-Eingang saß gestern gegen halb eins ein drolliger Schlaks mit langen Haaren, roten Socken, Kniebundhose und lila-grünem Schuhwerk. Da ahnt man gleich, welchen Film er zu betrachten gedenkt.

Die Bremer Kino-Premiere vom dritten Otto - Otto - Der Außerfriesische - hatte ansonsten aber eher gar nichts von jenem Volksfest, das am Mittwoch in Emden zu Waalkes‘ Ehren über „die Kanäle (?!) der Stadt (?!)“ (dpa) gejuchzt sein soll - mit Bürgermeister Brinkmann, Lobgehudel, Kapitänsmütze und einäugigem Lord-Nelson-Fernrohr für Otto, der den guten (?!) Ruf Emdens nach Henri Nannen am allerbesten verbreitet haben soll.

In Bremen lümmeln dagegen bloß eine Handvoll Schulfrei-Kids in nicht eben übermütiger Stimmung, der Schlaks vom Eingang mit seinem Freund, ein Papa mit Brille und Sohn in gepflegten Jeans und eine Film-Rezensentin, die darauf wartet, daß sie irgendeiner mitreiße mit glockenhellem Gekicher. Da kann sie lange warten.

Dabei: Otto - der Außerfriesische ist im Gegensatz zum neckisch verkasperten ersten Otto endlich wieder eine gaaaanz langgezogene Otto-Show mit dem typisch sprühenden Otto-Esprit („Treten Sie sich die Schuhe ab, bevor Sie rausgehen“) plus Naturschutz (von Grashalmen, Wassergräben, Leuchttürmen), Müllentsorgungskonzept (sortiert in die Eimer „Bio“, „Oder“, „Normal“), Heimatliebe und Politik.

Der High Speed-Konzern, eine Gesellschaft zur Ausrottung von Natur und anderen Lebewesen, braucht Ostfriesland als Teststrecke fürs „Geschwindigkeit 1000„-Projekt. Ostfriesisch dekadenter, flachlandbesitzender Landadel ist vorwiegend mit dem Zielschießen auf Begonientöpfe und der Sammlung original antiker Ottifanten-Schmuckstücke beschäftigt und jederzeit bereit, Haus, Hof und Hinterland zu verscherbeln. Wenn Otto nicht drauf wohnen täte - im gelbrotgeringelten Leuchtturm seines Schönschnöselbruders Benno (Otto Waalkes), der längst als Privatdetektiv Big Ben nach Miami hinfortgewandert ist.

Otto wiederum liebt Frauke (hach, die großartige Barbara May aus dem großartigen „Marilyn„-Film der Münchner Film- und Fernsehschule in einer leider nicht ganz so großartigen Rolle als süddeutschelnde Kindergartenostfriesin), Frauke liebt Ostfriesland, Otto fährt nach Miami und zwingt Benno per Ostfriesenschwur („Buch der Friesen“, S. 3 - 362) zur Rettung der Heimat, tapert durch Miami Vice -Dreharbeiten, auf Steffis Privattennisplatz und zur Dirty Disco.

Wahrlich kein Kino-Ereignis, aber der Kontrast zwischem drömelgrünem, rapsgelbem, alternaivbäuerlich unterwandertem Jever-Ostfriesland und betonglamourndem Florida ist ganz hübsch. Und die Michael-Jackson-Video-Parodie mit quer durchs Bild sterbeschwantanzenden Seemannsfriesen als Backing-Girls ist wirklich komisch. Für den, der's mag, ist's eh das Größte. ph