K O M M E N T A R Linke Doppelmoral

■ Über gute Flüchtlinge und viele Aussiedler

Henning Scherf, in Bremen für die Verwaltung von Not und Elend zuständig, ist auch ohne Not eine erfinderischer Mann. Aber wenn es die immer neuen Zahlen über immer neue Aussiedler nicht wirklich gäbe - Scherf hätte sie geradewegs erfinden müssen. Ausgerechnet der rote Scherf rückte vor kurzem mit dem Plan raus, eine Barackensiedlung zum Asyllager zu erklären. Der linke Scherf scheiterte an der linken Empörung in der eigenen Partei, von den Grünen ganz zu schweigen. Angesichts der pressewirksam lancierten Drohungen, demnächst per Gerichtsvollzieher Einfamilienhäuschen zu requirien, wird die Moral seiner Gegner demnächst heftige Blessuren davontragen. Was den Asylanten aus ethischen Gründen nicht zuzumuten war, wird den Aussiedlern aus pragmatischen Gründen zugemutet werden.

Der Fall dürfte sich zum Lehrstück über jene linke Doppelmoral entwickeln, die für eine menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen auf die Straße geht und die „Aussiedlerfrage“ gleichzeitig nüchtern verwaltet. Die simple Umkehr der rechten Unterscheidung zwischen Scheinasylanten und heimatvertriebenen Deutschen ist auch kein Weg zu einer „multikulturellen Gesellschaft“.

Klaus Schloesser