Ende des irischen Sommertheaters

■ Nach vier Wochen „Regierungskrise“ wurde der Konservative Haughey jetzt wiedergewählt

Dublin (taz) - Die zur „Regierungskrise“ aufgebauschte irische Komödie ist vorbei: Nach vierwöchigen Verhandlungen einigte sich am Mittwoch abend die bisherige Regierungspartei Fianna Fail (Soldaten des Schicksals) mit den kleinen Progressiven Demokraten auf eine Koalitionsregierung, die über eine Parlamentsmehrheit von nur einer Stimme verfügt. Premierminister Haughey wurde mit 84 Jastimmen wiedergewählt. Nach zähem Ringen eroberte der Vorsitzende der Progressiven Demokraten, Des O'Malley, schließlich zwei von 15 Ministerposten für seine Partei.

Premierminister Charles Haughey hatte sich die Suppe selbst eingebrockt. Seit Februar 1987 leitete er eine Fianna-Fail -Minderheitsregierung, die in nahezu allen Fragen von den Progressiven Demokraten und der größten Oppositionspartei, Fine Gael (Stamm der Gälen), unterstützt wurde. Zusammen verfügten die drei Parteien über 90 Prozent der Parlamentssitze. Doch Haughey hatte Meinungsumfragen geglaubt, die ihn an der Spitze der Beliebtheitsskala sahen. Er wollte die Gunst der Stunde nutzen und endlich die absolute Mehrheit erreichen, die ihm die WählerInnen bei vier vorherigen Anläufen verweigert hatten.

Weit gefehlt: Bei den vorgezogenen Neuwahlen am 15. Juni verlor Fianna Fail sogar Mandate und verfügt im neuen Parlament nur noch über 77 von 166 Sitzen. Haughey beharrte jedoch darauf, daß die Bevölkerung wieder für eine Fianna -Fail-Minderheitsregierung gestimmt hätte, womit sich die Opposition abfinden sollte. Doch die war nicht mehr bereit, Haughey ohne Gegenleistungen zu unterstützen. Bei der Wahl des Regierungschefs fiel Haughey durch. Er weigerte sich jedoch, zurückzutreten, wie die Verfassung vorschreibt. Erst bei Androhung einer Verfassungsklage stellte er sein Amt zur Verfügung.

In der vergangenen Woche gab Haughey notgedrungen seinen Widerstand gegen eine Koalition auf. Bei den Koalitionsverhandlungen ging es lediglich um persönliche Animositäten, politische Fragen spielten keine Rolle.

Ralf Sotschek