Biokost statt Curryworst

■ Für ein „Sommerfest“ wird am Sonntag die Havelchaussee gesperrt / Jachtbesitzer dürfen trotzdem Gas geben

Thomas Seidel von der Bürgerinitiative gegen Tempo 100 wird am Sonntag auf ungewohnte Transportmittel umsteigen: auf die eigenen Füße. Der Vollgasritter will nämlich das Sommerfest besuchen, zu dem der „Trägerkreis Havelchaussee“ am Sonntag auf die Havelchaussee einlädt. Seidels Vorstellungen wird die Straße während des Festes auf jeden Fall nicht entsprechen: Den ganzen Tag über haben hier zwischen Schildhorn und Kronprinzessinnenweg Autos nichts zu suchen. Trotzdem erwartet Cornelia Poczka vom „Trägerkreis“ 10.000 Festbesucher - vorausgesetzt, das Wetter ist schön.

„Alle können sehen, hören und riechen, wie ein Havel -Ausflug ohne Auto sein kann“, versprechen die Veranstalter, die mit dem Fest für eine Sperrung der Chaussee werben wollen. Allerdings werden sie einiges bieten, was normalerweise an der Havel - Gott sei Dank - nicht zu finden ist. An der Großen Steinlanke gibt es Kaffee und Kuchen für Familien, sowie einen Clown für die Gören. Statt Currywürsten verkauft an der Lieper Bucht ein Naturkostladen Biohappen, ein Chor soll das „Greenpeace-Lied“ intonieren und Staatssekretär Groth (Umwelt) und Senator Wagner (Verkehr) halten Reden an das Volk. Des Staatssekretärs eigene Behörde ist schuld daran, daß Groth auf eine elektrische Verstärkung seiner Stimme verzichten und auf ein Megaphon zurückgreifen muß. Dies, so meint die Umweltbehörde, gebietet der Lärmschutz.

Los geht das Fest um 11.30 Uhr. Bereits um 11 Uhr setzt sich ein Fahrradkorso vor dem ADFC-Büro in der Schillerstraße 70 in Bewegung. Die Fußgänger sammeln sich um 11.30 Uhr am S-Bahnhof Nikolassee für einen Umzug zur Chaussee. Um 21 Uhr soll dann Schluß sei. Neben dem von AL, SPD und Umweltgruppen getragenen „Trägerkreis“ rufen auch Greenpeace, der alternative Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der BUND zum Feiern auf. Sie wollen sich für „einschneidende Maßnahmen“ zugunsten der geschundenen Natur an der Havel einsetzen. Schließlich sei es nur eine Zeitfrage, bis die Autoschadstoffe die Trinkwasserbrunnen verseuchten, die nahe der Chaussee im Boden vergraben sind.

Verärgert ist Veranstalterin Cornelia Poczka über von der Polizei erteilte Ausnahmegenehmigungen. Danach sollen am Sonntag nicht nur die BVG-Busse und die Autos der Anlieger freie Fahrt behalten, sondern auch die Mitglieder eines Jachtclubs. Am Sonntag verlangen auch noch 50 Surfer Einlaß für ihre Karossen. Ein Surfer-Marathon am Großen Fenster muß bei Flaute nämlich auf Sonntag verschoben werden.

Hmt