: S A M S T A G
■ V O R L A U F
Für die 'Bild'-Zeitung vom Donnerstag ist es ganz einfach: „Meldet die TV-Geräte ab“, überschreibt sie einen Artikel, der den Bundesbürger dazu aufruft, dem öffentlich -rechtlichen Rundfunk, sprich ARD und ZDF, einen Denkzettel für die unterlassene Wimbledon-Berichterstattung zu verpassen. „Ohne erkennbaren Grund konnten die TV-Zuschauer „aus der ersten Reihe“, so heißt es in dem Text, „kein einziges Livebild vom Sportereignis dieses Jahrzehnts, vom Doppelsieg in Wimbledon empfangen.“ Um dem so entfachten Volkszorn zuvorzukommen, hat denn das ZDF flugs reagiert und zur Befriedung die beiden Endspiele in einer Zusammenfassung mit in ihre Wunschfilm-Aktion genommen. Die Zuschauer können also selbst darüber entscheiden, ob sie um 20.15 Uhr lieber einen der drei angekündigten Spielfilme oder Boris und Steffi sehen wollen. Zur Wahl stehen: El Hakim, die Lebens und Liebesgeschichte eines ägyptischen Arztes, mit 0.W.Fischer, NadjA Tiller, Charles Regnier und Elisabeth Müller in den Hauptrollen. Rolf Thiele hat diesen Film 1957 nach einer Vorlage des Bestsellerautors John Knittel gedreht. Spion in Spitzenhöschen, eine gagreiche Spionage -Komödie mit Doris Day, sowie das Hollywood -Konfektionsprodukt Hotel International, das immerhin ein halbes Dutzend Filmstars aufbietet: Richard Burton, Elisabeth Taylor, Rod Taylor, Orson Welles, Elsa Martinelli und Margaret Rutherford. Da ich am letzten Wochenende mit meinem Tip so tierisch daneben gelegen habe, enthalte ich mich diesmal ganz und überlasse dem Zuschauer das Feld: Man wähle also die Nr.01819001, zum Ortstarif selbstverständlich, und füge am Ende, in der hier vorgestellten Reihenfolge eine 1, 2, oder 3 hinzu. Das deutsche Traumpaar Becker/Graf trägt die Endziffer 4. Für Berlin gilt Ruf 1911 plus Kennziffer.
Interessant wird es in diesem Kanal erst um 23.25 Uhr, wenn Sergio Corbucci - neben Sergio Leone der bekannteste Italo -Western Regisseur - den blonden Gringo Kowalski (Franco Nero) mitten im Aufstand mexikanischer Silberbergwerker mit dem Wasser aus den Feldflaschen dürstender Revolutionäre sich duschen läßt. Perfekt inszeniert, entspannt und ironisch zeigt Mercenario - Der Gefürchtete vital inszenierte Schaukämpfe zwischen den Aufständischen und den Regierungstruppen, aus denen eine edelmütige Schlüsselfigur hervorgeht: Paco der Mexikaner (Tony Musante). Wem das immer noch nicht genug ist, der sei noch auf Jack Palance verwiesen, der als Ricciolo einen einflußreichen Komplizen der Macht verkörpert. Zu einem eher dürftigen Film-Doppelpaß hat derweil die ARD um 22.05 Uhr ausgeholt: Glenn Ford ist in Menschenraub dazu bereit, sein Unternehmen zu ruinieren, um nur ja das Lösegeld für seinen entführten Sohn aufzubringen. Den Worten der Entführer nicht trauend, entschließt er sich zu einem ungewöhnlichen Schritt: Er präsentiert das Geld im Fernsehen und gibt bekannt, daß er die halbe Million zur erbarmungslosen Verfolgung einsetzen werde.
Nicht erbarmungslos verfolgt, sondern erbarmungslos zurückgeblieben ist Shelley Winters hinter Marlene Dietrich, die bereits 1939 die Rolle der Barbesitzerin Frenchie Fontaine verkörperte. Revolverlady nämlich ist das Remake von Der große Bluff, in dem die Dietrich mit James Stuart großen Erfolg hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen