Hausmann fühlt sich um Geld „betuppt“

■ Hausfrauen kriegen länger Erziehungsgeld

Wolfram Gerstein hat ein Problem, das er mit nur wenigen Betroffenen gemein hat. Er ist seit sechs Jahren Hausmann und fühlt sich als solcher sich vom „Bundeserziehungsgeldgesetz“ erheblich benachteiligt: „Die Männer werden um zwei Monate Erziehungsgeld betuppt.“

Er hat sich mit seinem Anliegen bereits an die Gleichstellungsstellen in Verden, Bremen und Hamburg gewandt, die ihm Verständnis signalisierten. Mit dem Rechtschutz der Verdener Grünen will Wolfram Gerstein jetzt vor das Sozialgericht ziehen. Vor Gericht will er folgende Vergleichs-Rechnung aufmachen: In einer „sogenannten Normalfamilie, wo die Frau zu Hause ist und der Mann für das Geld sorgt, bekommt die Hausfrau nach der Geburt des Kindes sechs Monate lang (seit dem 1.7. sogar acht Monate) 600 Mark einkommensunabhängiges Erziehungsgeld. Währenddessen das Nettogehalt des Mannes in den gleichen sechs Monaten unverändert weiterläuft.

Die erwerbstätige Ehefrau des Wolfram Gerstein, die im Mai ihr drittes Kind geboren hat, bekommt auch sechs Monate lang ein Einkomen, das ihrem Nettogehalt entspricht, davon in den ersten beiden Monaten nach der Geburt in Form des krankenkassen

finanzierten „Mutterschafts geldes“. Ab dem dritten Monat wieder von ihrem Arbeitgeber, da sie dann ihre Erwerbstätigkeit wieder aufnimmt.

Der Hausmann Wolfram Gerstein dagegen bekommt im Gegensatz zur „Normal-Hausfrau“ nicht sechs, sondern nur vier Monate Erziehungsgeld. Denn das Bundesfamilienministerium hat verfügt, daß das Erziehungsgeld mit dem Mutterschaftsgeld der Kindesmutter verrechnet werden muß.

Wolfram Gerstein: „Das ist nicht der Versuch, von ein paar exotischen Männern, mehr Geld zu bekommen. Das ist der Versuch einer Familie, die Rollen umzukehren.“ Gerstein wehrt sich gegen die Aufforderung, er könne sich ja eine Arbeit suchen für die zwei Monate, wo der Gesetzgeber seiner Frau Mutterschaftsgeld, ihm aber kein Erziehungsgeld zugestehe. Das sei „unrealistisch“ und zudem bräuchten ihn gerade in den Wochen nach der Geburt die beiden älteren Kinder: „Die Familien, die versuchen, die Rollen zu tauschen, bekommen Knüppel zwischen die Beine geschmissen. Das ist nicht nur männerfeindlich, das ist auch frauenfeindlich.“

B.D.

Wer als „Mit-Betroffener“ Kontakt sucht: Wolfram Gerstein hat die Telefon-Nummer 04293-7775