Nicht leben wie ein Sklave

■ Zum Beispiel: Mahmud H. aus dem Libanon

Aus Angst vor dem Krieg kam er 1980 erstmals nach Berlin, der damals kaum 18jährige Libanese Mahmud H., und er wollte nur kurz bleiben. 1982 ging er dann wieder in sein Heimatland zurück, weil es so aussah, als ob der Bürgerkrieg seinem Ende zugehe. 1985 stellte er seinen zweiten Asylantrag, der mit der Begründung abgelehnt wurde, er habe seinen ersten nicht zurückgezogen. Mahmud bekam nun jeweils Duldungen ausgestellt, die allerdings immer nur für längstens zwei Monate gültig waren.

Als nicht anerkannter Asylbewerber mußte er seinen Platz im Wohnheim räumen und wurde vom zuständigen Bezirksamt ins Obdachlosenheim verwiesen. Seine gesamte damalige Lebenssituation schildert er als furchtbar, er fühlte sich wie ein Sklave unter unwürdigen Bedingungen. Obwohl Mahmud zwei qualifizierte Berufe als Gärtner und Maurer erlernt hatte, erteilte ihm das Arbeitsamt keine Arbeitserlaubnis.

Obwohl Mahmud als Libanese auch unter die Altfallregelung des CDU-Senats fiel, drohten ihm dessen Behörden bis zum Schluß immer wieder mit Abschiebung mit der Begründung, ein „Integrationsbezug“ liege nicht vor. Durch die neue Weisung hat sich auch seine Situation grundlegend verändert, er hofft jetzt, die längst überfällige Aufenthaltserlaubnis zu bekommen und auch arbeiten zu dürfen, um endlich nicht mehr von Sozialhilfe leben zu müssen.

Im Sommer 1986 wurde Mahmud von einer Gruppe von ca. 16 Deutschen, vermutlich Skinheads, vor dem Heim vom Fahrrad geschlagen und schwer verletzt. Die Polizei unternahm nichts, um die Täter zu verfolgen, als besondere Ungerechtigkeit empfand er es, daß er eine Verwarnung bekam, weil er mit dem Fahrrad auf der falschen Straßenseite gefahren sei. Seitdem hatte er immer wieder unter Ausländerfeindlichkeit zu leiden, und er befürchtet, daß durch die Kampagne, die die Opposition in den letzten Tagen gegen die neue Berliner Weisung gestartet hat, die Ausländerfeindlichkeit erneut ansteigt.

Kordula Doerfler