Quadratwurzelkähne

■ Eine neue Formel für die Boote des America's Cup

Der neue Bootstyp für den America's Cup steht fest. Jedenfalls nach dem Willen der 24 Herausforderer-Gruppen, die sich im November in London trafen. Dort einigte man sich darauf, in einer modernen Leichtverdränger-Yacht zu segeln, nach einer Formel, die von einer Gruppe der führenden Yachtkonstrukteure der Welt entwickelt wurde.

Die neue Formel lautet: R 0,61 (L + S0,5 + 0,941 (21,2 L)2). R darf nicht größer als 23 sein.

L ist die Vermessungslänge, die sich aus der Länge zwischen den Umfangmeßstellen plus den Korrekturen für die Überhänge vorn und achtern ergibt. S ist die Quadratwurzel der Segelfläche, die sich aus der Fläche des Vorsegeldreiecks und dem vollen Großsegeldreieck zusammensetzt. Stünde diese Formel allein, würden wieder einmal alle möglichen Konstruktionen denkbar sein.

Allerdings wird eine größtmögliche Ähnlichkeit der Boote angestrebt, um spannende Rennen zu gewährleisten. So wurden typenformende Begrenzungen in die neue Regel mit aufgenommen. Diese sind: maximale Breite von 5,5 Metern, maximaler Tiefgang von vier Metern, Mindestfreibord achtern von 1,2 Meter, Mindestverdrängung von 16 Tonnen und maximale Masthöhe von 32 Metern. Verboten sind hohle Linien am gesamten Rumpf. Die Neigung des Achterschiffs darf 10,3 Grad nicht überschreiten, es dürfen höchstens zwei bewegliche Anhänge vorhanden sein, und die Breite von Flügeln am Kiel darf nicht größer sein als die Rumpfbreite.

Werden diese Grenzmaße unter- oder überschritten, gibt es empfindliche Strafen, die vermutlich das Einhalten dieser typenformenden Werte gewährleisten. Zusätzlich sind drehbare oder gebogene Masten verboten, und das Material des Segeltuchs muß faltbar sein. Als Baumaterialien für Bootskörper und Riggs dürfen nur herkömmliche Substanzen verwendet werden (Kohlefaser und Honeycombe sind erlaubt).

Das Resultat dieser Formel werden also Boote sein, die etwa 22 Meter lang sind, mit einer Wasserlinienlänge zwischen 16,5 und 17 Meter. Die Segelfläche wird rund 260 bis 280 Quadratmeter betragen.

Der Spielraum für die Konstrukteure liegt in der Wahl des optimalen Verhältnisses zwischen Segelfläche, Verdrängung und Stabilität sowie in der Formgebung des Unterwasserschiffs. Der Segelplan des Entwurfs für eine 'Maid of Germany‘ hat diese neue Formel berücksichtigt. Der Riß stammt vom Designerbüro Judel/Vrolijk aus Wedel bei Hamburg. Die Kosten für den Entwurf belaufen sich bereits auf etwa eine Million DM.

th