Südafrikas Banker mit ANC in Klausur

■ Weißes Establishment traf sich mit ANC-Vertretern in der Schweiz / Mandela lädt 50 Gäste aus der Opposition ein

Johannesburg/Berlin (afp/taz) - Während in Südafrika Gesten und Signale auf eine mögliche Öffnung zu Verhandlungen hindeuten, trafen sich bis Ende vergangener Woche in aller Stille im schweizerischen Lausanne weiße Südafrikaner mit dem ANC. An der fast einwöchigen Klausur mit dem Titel „Die Zukunft der südafrikanischen Wirtschaft nach Ende der Apartheid“ nahmen erstmals auch direkt Vertreter des südafrikanischen Establishments teil. Laut Pieter Leroux, dem südafrikanischen Ko-Organisator des Seminars, das von der Schweizer Regierung (230.000 DM) und südafrikanischen wie ausländischen Stiftungen finanziert wurde, trafen sich Jan Lombard, Vizepräsident der südafrikanischen Zentralbank, Simon Brand von der Entwicklungsbank des südlichen Afrika und die Dekane der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten von vier oder fünf südafrikanischen Universitäten mit etwa 15 Vertretern des ANC, deren Identität jedoch nicht preisgegeben wurde. Außerdem nahmen Südafrika-Experten aus Schweden, USA, der UdSSR, der BRD und der DDR teil. „Dies ist das erste Mal, daß diese Leute zusammentreffen“, betonte der schweizerische Ko-Organisator Nicolas Jequier vom Institut für Öffentliche Verwaltung (IDHEAP) in Lausanne. Bisher hatte sich an ähnlichen Treffen zwar die liberale südafrikanische Opposition beteiligt, nicht aber Mitglieder des Establishments. Die 29 vorliegenden Diskussionspapiere zu Themen wie öffentliche Finanzen, Arbeitskräfte und die Beziehungen Südafrikas zu den übrigen Ländern des südlichen Afrika hätten einige ideologische Differenzen, aber in erster Linie nur technische Fragen aufgeworfen. Es habe sich dabei um einen „Meinungsaustausch“ gehandelt, erklärte einer der nicht namentlich genannten weißen Teilnehmer gegenüber der 'Basler Zeitung‘ vom 14.7. Man habe diskutiert, wie in einem Post-Apartheid-Staat „den Wünschen der Bevölkerung am besten entgegengekommen werden könnte“, so das Blatt weiter. Die Stimmung sei „ausgezeichnet“ gewesen.

In Südafrika erregt momentan eine andere Meldung Aufmerksamkeit. Laut Berichten des 'Sunday Star‘ dürfen fünf Kampfgenossen Mandelas, die 1964 zusammen mit ihm verurteilt wurden und seither hinter Gittern sitzen, den ANC-Führer am Dienstag aus Anlaß seines 71.Geburtstags besuchen. Dabei handele es sich um Walter Sisulu, Andrew Mlangeni, Raymond Mhlaba, Ahmed Kathrada und Elias Motsoaledi. Mandela hat der Gefängnisverwaltung eine Liste von ungefähr 50 Gästen Verwandten, Freunden und führenden Mitgliedern der Anti -Apartheidbewegung - vorgelegt, mit denen er an seinem Geburtstag zwar nicht feiern, aber „beten und die neuesten politischen Entwicklungen in Südafrika besprechen“ will, so Familienangehörige.

Über die Zulassung der restlichen Gäste werde von Gefängnisseite offenbar noch beraten, die Familie Mandelas ist jedoch „zuversichtlich“, daß das ungewöhnliche Treffen stattfinden wird. Sicherlich wird dabei auch über Mandelas Visite bei Botha am 5.Juli geredet werden. Mandela hatte mit seiner am Mittwoch abend erstmals direkt von südafrikanischen Medien publizierten Erklärung die Motive des Treffens zu erläutern versucht. Tenor war die zentrale Rolle des ANC bei allen Verhandlungen und der Wille des Schwarzenführers, „zu einem Klima bei(zu)tragen, das den Frieden in Südafrika fördert.“

AS