Jazz-Spaziergang

■ Florian Poser-Quartett beim 152. DACAPO Konzert

Konservativ und klassisch und doch frisch und inspiriert im Jazz passen diese Gegensätze manchmal ganz gut unter einen Hut. Und das 152. DACAPO-Konzert mit dem Quartett des Vibraphonisten Florian Poser war solch ein Glücksfall. Zum ersten öffentlichen Auftritt spielte sich die neue Gruppe des sehr rührigen Oldenburgers durch alle Spielformen des modernen Jazz hindurch, mit Kompositionen von Sonny Rollins, Thelonius Monk und Ornette Coleman; und auch die Eigenkompositionen von Poser und dem Saxophonisten Vlatko Kucan waren den klassischen Stilen vom Bebop bis zum Free Jazz nachempfunden.

Da saß man nicht gespannt auf der Stuhlkante, man mußte nicht nach virtousen und abenteuerlichen Solo -Exkursionen selber erstmal tief Luft holen, und man war am Ende des Konzerts auch nicht mit grandiosen Eindrücken vollgestopft. Die Gruppe spielte bescheiden und solide ohne große Anstrengungen, besonders originell oder angeberisch virtous zu wirken, und dadurch entstand eine angenehm, gelassene Stimmung. Es war wirklich wie ein netter Spaziergang durch die Galerie des Jazz, mit einem gut zusammengestellten Programm, bei dem auf die freien Landschaften des Ornette Coleman die harmonisch-besinnlichen Klänge einer Ballade folgten.

Poser spielte mit drei oder vier

Schlegeln gleichzeitig ein zartes, lyrisches Vibraphon, das auch in den freien Passagen versöhnlich klang und im reizvollen Gegensatz zu Vlatko Kucans kantig und agressiver tönendem Saxophon stand. Bassist Thomas Biller und Schlagzeuger Heinrich Köpperling begleiteten einfühlsam und sicher und bekamen auch genügend Raum für ihre Soli: Poser nämlich spielte sich als Chef nie in den Vordergrund.

Während des gesamten Konzerts baumelte an einem Bindfaden die DACAPO-CD direkt vor dem Schlagzeuger von der Decke, und nach dem Konzert wurde schnell umgebaut für die erste öffentliche DACAPO-Video-Vorstellung, die letzte Woche auf der Breminale ausgefallen war. Highlights des Programms u.a. die Saxophon Mafia, Luis De Matteo, Cellist Michael Bach - mit der einen Kamera aufgenommen, hinter der bei jedem Konzert jemand mitten im Raum hoch auf einem Tisch balanciert. Nicht gerade dem ästhetischen Standard von Hollywood entsprechend, wie der mächtig die Werbetrommel rührende Ingo Ahmels selbst einräumte, aber gerade deshalb genau zu DACAPO passend. Und in den paar Minuten, in denen die Kamera nur das Publikum zeigt, kann man sich selber oder irgendwelche Bekannten entdecken. Michael - Du bist zum Beispiel ganz deutlich zu sehen. Willy Tau