Packhaus & seine Liebhaber

■ Das Sommertheater kündigt sich an mit einem „seltsamen Paar“

Also, mit dem Packhaus-Theater im Schnoor ist es so, daß es vielleicht nicht als Theater an und für sich so spannend ist, aber als Institution, aus der es immer mieft, ohne daß man recht durchsieht, von wem und wofür bestimmt. Gestern z.B. wurde die Boulevardkomödie „Ein seltsames Paar“ des amerikanischen Erfolgsstückprodzenten Neil Simon angekündigt. Die läuft am Donnerstag an und macht den Inhalt von „10 Jahre Sommertheater im Packhaus“ aus. Frank Jungermann, der Erfinder des Sommertheaters, und als Schauspieler und Regisseur immer wieder in ihm auftauchend, lud deswegen zur Pressekonferenz ein, Stern und Spiegel auch, und wunderte sich sehr, daß die nicht erschienen.

Dabei gibt es so viele hochbrisante bundesweit wichtige Neuigkeiten. Z.B., daß Frank Jungermann, einer der beiden Hauptdarsteller des „Seltsamen Paars“, es doch „etwas ungewöhnlich“ findet, quasi in einem herrenlosen Haus zu spielen. Die ab 1. September amtierende neue Geschäftsführerin, Andrea Krauledat, kann zur Premiere nicht kom

men, ihr künstlerischer Berater, Michael Derda, auch nicht, dafür gehen aber rechtzeitig peu a peu Haustechnik, Büro und Beleuchter in Ferien. Nanu, fängt so die neue Geschäftführung an?

Eben nicht. Frank Jungermann hat sein diesjähriges Sommertheater noch mit der inzwischen in Ungnade gefallenen vorhergehenden Geschäftsführerin, Karin Schiek, abgesprochen, er gehört quasi noch zur Konkursmasse, ist für die neue Geschäftsleitung Igitt oder - umgekehrt - die für ihn.

So daß es auch aus der vereinigten Journalistenrunde allmählich rebellisch fragt, wofür das herrenlose Haus denn dann die 30 % Umsatzbeteiligung von Laszlo Zydowitz-TV/ Video-Production, Hamburg Wien verlangt. Wer das nun wieder ist? Das ist der Produzent, dem Jungermann die ganze Show „wir sind seine Sklaven“ - und das Risiko angeschnackt hat. Weil die Zeiten einfach nicht mehr so sind wie früher, z.B. wie 1979/81, als der geschäftsführende Packhaus-Dramaturg Frank Jungermann erfolgreich ein mit 500.000 Mark staatlich finanziertes Privatthe

ater betrieb, oder auch noch 1987, als Dario Fos „Offene Zweierbeziehung“ mit Gabriele Rolle und Frank Jungermann als SchauspielerInnen dem Packhaus Verein e.V. einen 10.000 Mark Reinerlös bescherte. Jungermann: „Es gibt kein Boulevard -Theater in Bremen. Es macht schon Sinn, im Packhaus Boulevard-Theater zu machen.“

Ach, pardon, wir vergaßen, den „Packhaus Verein e.V.“ vorzustellen. Außer Parteiproporzen wie SPD-Fluß bestücken ihn und seinen Vorstand die kunstinteresierten Privatiers vom „Kleinen Olymp“ bis zum großen Becks Bier und zu Herrn Noelle von der Bremer Sparkasse. Weshalb das Packhaus -Theater auch immerhin noch mit 50.000 Mark staatlich unterstützt werden muß. Also ungefähr der Hälfte der Summe, die dem Land Bremen die Breminale wert ist. Ja. Uta Stoll

Noch vergessen, - für derlei Nachricht sind wir ja da - : Der 2.000 Besucher kriegt ein PanAm-Ticket nach New York und ein Teetrinken mit Neil Simon. Ob auch, wenn es nur eine Besucherin ist, wurde nicht gesagt.