Nordseeschutz in Wind gesungen

■ Festival in Bremerhaven: Wenig Zuschauer, aber eine lohnende Veranstaltung

Das 1. Nordsee-Schutz-Festival in Bremerhaven, Sonntagabend mit einem Konzert des plattdeutschen Liedermachers Helmut Debus zu Ende gegangen, war eine Mischung aus überaschender Professionalität und jugendlichem Dilettantismus.

Die drei Berliner Organisatoren, Outsider im Geschäft der Festival-Organisation und fremd in Bremerhaven, hatten trotz monatelanger Vorbereitung zu vieles nicht bedacht: die Einheimischen strömten nicht wie erwartet, die Touristen der umliegenden Badeorte blieben lieber, wo sie sind. Warum? Die Werbung war nicht richtig durchgedrungen. Kein Wunder, die Ferienort-Verwalter hören es nicht gern, daß vor ihrer Nase von schmutzigem Wasser die Rede ist.

Die Verunsicherung von Touristen schädigt das Geschäft, und so werden sich manche die Hände gerieben haben, daß der Info -und Zelt-Platz hinterm Deich nicht zum großen Ausflugsziel geworden ist. Das holländische Zelt mit dem schönen Namen „De Opera“ - mit Kuppel, Empore, Bar und

Rundlauf für Ausstellungen ungewöhnlich kommunikativ - hatte am Standort direkt hinterm Weserdeich einen schweren Nachteil: Es verwandelte die Bremerhavener Brise in eine stets präsente Geräuschkulisse. Ob Wolf Biermann, Chris Jarret, das Berliner Saxofon-Quartett, Will Quadflieg, Heinrich Albertz, Musiker und Sprecher mußten sich mit dem Wind arrangieren.

Die drei Berliner, der Musiker Ulf Werner'der Designer Holger Hund und der freie Künstler Dietmar Mielke, wissen noch nicht, ob sie finanziell über die Runden gekommen sind, aber klar ist: „Der Zuschauerzuspruch lag unter unseren Erwartungen“. Dennoch glauben sie, daß ihnen „ein Stück weit gelungen“ sei, was sie vorgehabt hatten. Kulturelle Aktivitäten und politische Informationen zusammenzubringen und ein Publikum anzusprechen, in dem mehrere Generationen vertreten sind, und das nicht nur aus einer kleinen linken Szene konmmt. „Die Geschichte,“ sagt Holger Hund, „ist auf Langzeitwirkung berechnet.“ Bei einem

zweitenmal würde er sich einen festen Etat wünschen, damit die Kosten nicht durch Eintrittsgelder und privat gedeckt werden müssen. Fazit des Berliner Trios: „Es ist nicht so baden gegangen, daß man sagen müßte, nie wieder!“ Für einige Bremerhavener

war das Kulturangebot des Nordsee-Festivals ein schönes Sommergeschenk. Laßt euch bloß nicht entmutigen, werden sie den drei finanziell gebeutelten Berlinern nachrufen, macht einiges besser, aber kommt unbedingt in nächsten Sommer wieder.

hh