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Internationales Fahrradbasteln

■ Entwicklungshilfe-Projekt zeigte auf dem Marktplatz Ergebnisse seiner Arbeit

Marktplatz in Bremen gestern mittag. Neben dem Roland stehen neun Fahrräder, dazu sieben Anhänger. Daneben 16 Leute aus acht Ländern, die Bremer Passanten erklären möchten, was denn die Zweiräder hier zu suchen haben. Die 16 waren aus Barnstorf von einem work camp der Werkstatt Barnstorf gekommen, wo sie 17 Tage lang zusammengearbeitet hatten, um die bis zu 20 Jahre alten Zweiräder zu reparieren. Den Weg von ihrem Arbeits- und Unterkunftsort, 60 Kilometer von Bremen entfernt, hatten sie auf den selbstproduzierten Rädern zurückgelegt. Veranstalter des Ganzen: Eine Initiative, die in Zusammenarbeit von „Entwicklungshilfe von Volk zu Volk“ (E.v.V.z.V.) und dem Service Civil einschließlich der Eine-Welt-Werkstatt Barnstorf entstand.

Seit 1985 kooperiert E.v.V.z.V mit der SWAPO (South West Africa Peoples Organisation), startet Projekte ausschließlich auf deren Anforderung, damit den namibischen Flüchtlingen im Lager Cuanza-Sul wirksam geholfen wird. Die Initiative sammelt Geräte, Maschinen und Material für eine Weiterverarbeitung und wird durch Spenden und Zuschüsse von Bund und Ländern finanziert.

Der Service Civil bietet im In- und Ausland sogenannte working camps an. Interessenten müssen lediglich die Fahrtkosten und eine Anmeldegebühr entrichten, Unterkunft und Verpflegung werden größtenteils gestellt. Verschiedene Menschen, meist Jugendliche aus allen Ländern in Ost und West finden sich so zu einem bis zu dreiwöchigen Camp zusammen und leben und arbeiten in einer Gruppe zusammen für die Unabhängikeit Namibias. Die Leiter der work camps sind von der praktischen und moralischen Hilfestellung ebenso überzeugt wie von dem Nutzen für die Teilnehmer selbst. Ein Ziel des Ganzen: Arbeitslose, Studenten oder auch Alternativurlauber aus Ost und West sollen lernen, daß Entwicklungshilfe nicht nur aus Geldinvestitionen bestehen muß, sondern auch gezielt und auf direktem Weg den Hilfesuchenden erreichen kann.

Probleme hat es freilich auch gegeben, bevor die neun Fahrräder und die sieben Anhänger aus dem Recyclingprozess in Barnstorf fertig waren. Es galt mit sprachlichen Hürden und mangelnden handwerklichen Fähigkeiten fertig zu werden. Außerdem war die Vorinformation für die Teilnehmer offensichtlich recht dürftig ausgefallen, so daß diese mit verschiedenen Erwartungen nach Barnstorf kamen. Doch innerhalb der 17 Tage formte sich aus 16 Menschen aus acht Nationen ein Team, das zwar in Zweier- und Dreiergruppen unterteilt war, an den Sitzungen, Veranstaltungen und Lernprozessen jedoch stets gemeinsam teilnahm.

Am Montag kamen die Fahrräder in einen Container, in dem auch andere Produkte von verschiedenen working camps stecken. In Barnstorf waren bereits Rollstühle, Spielwaren und landwirtschaftliche Geräte hergestellt worden. Mit den Fahrrädern geht ein Gruppenfoto auf die Reise nach Cuanza -Sul. Vor dem Bremer Rathaus wehte zu diesem Zweck die namibische Nationalflagge, die in dem von Südafrika beherrschten Land noch immer verboten ist.

bw

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