Den Pfiffen folgten Knallfrösche

■ Brasilien nach 40 Jahren wieder Südamerikameister vor Uruguay und Argentinien

Das Maracana-Stadion von Rio mit seinen 140.000 Zuschauern wurde zu einem Hexenkessel, als am Sonntag nach dem 1:0-Sieg Brasiliens über Titelverteidiger Uruguay das Spiel abgepfiffen wurde. Denn erstmals seit 1949 und zum vierten Mal insgesamt feierte Brasilien wieder einen Triumph bei der südamerikanischen Fußballmeisterschaft. Dritter wurde Weltmeister Argentinien durch ein 0:0 gegen Paraguay.

Das Tor des Tages für Brasilien hatte in der 50. Minute der beim PSV Eindhoven spielende Romario erzielt, überragender Akteur im brasilianischen Team neben dem Torschützen Bebeto, mit dem sich der FC Bayern München nicht einigen konnte.

Danach illuminierte ein Feuerwerk das Stadion, Papierschlangen flogen, auf den Rängen tanzte man Samba. In den Wohnvierteln entlud sich Begeisterung: grün-gelb-blauen Nationalfahnen hingen aus den Fenstern, Raketen und Knallfrösche detonierten.

Die Brasilianer feierten nicht nur einen Sieg, sondern auch das Ende eines Alptraums. Es war am Sonntag auf den Tag genau 39 Jahre her, daß sich im Endspiel um die Fußball -Weltmeisterschaft im gerade eröffneten Maracana-Stadion die favorisierten Brasilianer und die Elf von Uruguay gegenüberstanden, und das kleine Uruguay gewann mit 2:1 Toren und wurde Weltmeister. 200.000 Zuschauer, die vorher noch ausgelassen gejubelt hatten, fielen in totales Schweigen.

Während am Sonntag das Fußballvolk mit dem Gedanken zitterte, es könne sich das Trauerspiel von 1950 womöglich wiederholen, gelang Romario in der 50. Minute ein Kopfballtor. Der Sieg ließ auch das Trauma der Vorrunde der Copa America vergessen, als die Brasilien-Elf so schwach spielte, daß sie vom eigenen Publikum im Stadion von Salvador/Bahia wiederholt ausgejohlt und ausgepfiffen wurde. „Wir schämen uns für unseren Fußball“, kommentierte die brasilianische Presse nach den ersten Spieltagen und forderte voreilig die Ablösung von Trainer Sebastiao Lazaroni.

Nun aber ruft die WM 1990 in Italien. Erster Gegner in der Qualifikation ist am 30. Juli Venezuela.

dpa