Polens Grüne sind sich nicht grün

Teil VII unserer Polen-Serie / Kaum gibt es grüne Basisbewegungen, da droht schon der Spaltpilz  ■  Aus Warschau Klaus Bachmann

An den Wahlen nahm die polnische „ökologische Partei“, die sich erst im November letzten Jahres gegründet hatte, erst gar nicht teil, trotz der angeblich 2.000 Mitglieder landesweit. Viel Streit hatte es auch über eine Teilnahme am runden Tisch gegeben. Und auf dem ersten Parteitag gab es noch mehr Ärger, als zwei der drei auf dem ersten Parteitag gewählten Sprecher Jaruzelski einen unangemeldeten Besuch abstatteten, der auch noch groß von den Medien aufgegriffen wurde. Der Streit scheint nun gelöst.

Als sich die Grüne Partei am 24. Mai zu einem außerordentlichen Kongreß in einem Dorf bei Krakau traf, fehlten jedenfalls 28 Mitglieder. Die waren in Warschau und trafen sich mit den beiden Sprechern Bryczkowski und Sobanski zu einer Konkurrenzveranstaltung. Die Krakauer benannten sich daraufhin um in „Polnische Grüne Partei“ und schlossen die 28 aus. Doch auch danach reicht es den Krakauern zu nicht viel mehr als einem Bekenntnis zu den Beschlüssen des runden Tisches in Sachen Ökologie: Die Diskussion über die interessantesten Programmpunkte wurden wegen Kontroversen vertagt. Dazu gehörten nicht nur Abtreibung und Pestizideinsatz in der Landwirtschaft, sondern auch die Frage des Freizeitjagens. Polens Grüne stehen vor der Frage, wie man eine Umweltschutzbewegung ohne das entsprechende Bewußtsein schafft.

Uneinigkeit herrscht auch bei „Freiheit und Frieden“ (wip). Die Ökologie- und Pazifistenbewegung hat sich nach ihrem Erfolg - der Einführung eines zivilen Ersatzdienstes - in viele Grüppchen aufgesplittert. Jetzt will man mit einer neuen Charta alle wieder vereinen. Die Gefahr, daß wip damit zu einem unverbindlichen Schirm für verschiedene andere Gruppen wird, sieht auch Sprecherin Barbara Hrybacz. Doch den wohl schwersten Hieb hat Arbeiterführer Lech Walesa der Basis-Bewegung verpaßt, als er nach einem Gespräch mit dem Chef der staatlichen Friedensbewegung, dem Krakauer ZK -Mitglied Hieronym Kubiak, als Vorsitzender in die neugeschaffene „Polnische Friedenskoalition“ eintrat. Die soll nach Kubiaks Willen alle Friedens- und Umweltbewegten Polens unter einem Dach vereinigen.

Doch der Koalition fehlen die Partner: wip und Krakauer Grüne hüten sich, dem Staatsverein beizutreten. Walesa rechtfertigt seinen Beitritt damit, „den anderen den Weg zu ebnen“.

Einer der seltenen Schultage in dem Dorf Beit Sahour in der Westbank während der Intifada

Foto Ralf Emmerich

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