Kurden wollen in Paris gegen Wiener Morde demonstrieren

Wien/Berlin (afp/taz) - Iranische und irakische Kurdenorganisationen haben am Sonntag ihre jeweiligen Regierungen für den Mordanschlag in Wien letzten Donnerstag verantwortlich gemacht. Das Politbüro der Kurdischen Demokratischen Partei (Iran/KDP) beschuldigte den Iran, hinter dem Attentat zu stehen, dem auch der Generalsekretär der KDP, Ghassemlou, zum Opfer fiel. Für die Patriotische Union Kurdistan (Irak/PUK) erklärte deren Vorsitzender Talabani, Iraks Präsident Saddam Hussein und „ihm nahestehende Kreise“ seien für die Tat verantwortlich.

Bei dem Anschlag waren drei Kurden getötet und ein iranischer Diplomat verletzt worden, als sie gerade Geheimgespräche über eine Autonomie für Iranisch-Kurdistan führten. Ghassemlou soll am Donnerstag auf dem Pariser Friedhof Pere Lachaise beerdigt werden. Viele Kurden aus anderen westeuropäischen Ländern wollen aus diesem Anlaß dorthin reisen, um an der Beisetzung und einer geplanten Demonstration teilzunehmen. Mittlerweile wurde ein Stellvertreter Ghassemlous, Saidi Sharaf Kandi, zu seinem Nachfolger bestimmt.

In der BRD hat Jürgen Reents vom Bundesvorstand der Grünen den Mordanschlag verurteilt. Reents sprach von einem abscheulichen Verbrechen, das sich gegen das gesamte kurdische Volk und seinen Kampf für Demokratie und Autonomie richte. Die Grünen und die KDP unterhalten gute Kontakte; 1984 sprach Ghassemlou vor dem Bundesparteitag der Grünen in Hamburg, ein Jahr später reiste eine grüne Delegation auf Einladung der KDP in die irakischen und iranischen Gebiete Kurdistans.

Von dem Killerkommando fehlt nach wie vor jede Spur. Eine Großfahndung blieb nach Angaben der österreichischen Polizei erfolglos. Das iranische Außenministerium kritisierte die „Laschheit“ der Ermittlungen und forderte eine Möglichkeit für die iranischen Diplomaten in Wien, ihren verletzten Landsmann zu besuchen.

B.S.