Luxus-Knacki muß nicht länger schmachten

■ Schweiz liefert Waffendealer Kashoggi an USA aus / Wichtigste Anklagen fallen flach

Genf (taz) - Der Koch des Berner Nobelhotels „Schweizerhof“ ist seinen besten Kunden los. Um halb eins gestern mittag verließ Adnan Khashoggi via Flugzeug Zürich in Richtung New York. Seit dem 18. April hatte der saudi-arabische Waffenhändler in einem Berner Gefängnis in Auslieferungshaft gesessen. Doch statt Blechnapf-Pampe, durfte sich der Milliardär täglich drei Mahlzeiten aus der Hotelküche kommen lassen.

Nach genau drei Monaten Bedenkzeit gab das eidgenössische Justizministerium gestern dem Auslieferungsersuchen der US -Behörden statt. Die werfen Kashoggi Betrug und Urkundenfälschung vor: Der schwerreiche Saudi soll in den USA befindliche Häuser, Kunstschätze und andere Besitztümer des ehemaligen philippinischen Diktatorpaares Marcos als die seinen ausgegeben haben. Die Vermögenswerte, auf die die neue Regierung in Manila einen Rechtsanspruch erhebt, sollten so dem Zugriff US-amerikanischer Finanzbehörden entzogen werden.

Kashoggi hat sich mit seiner Auslieferung einverstanden erklärt. Das dürfte ihm leicht gefallen sein. Denn aufgrund der eidgenössischen Verfügung dürfen die US-Behörden den gegen Kashoggi erhobenen Verdacht der Korruption und der Verschwörung nicht weiterverfolgen. Die beiden Tatbestände kennen nämlich im Schweizer Recht keine Entsprechung. Kashoggi wird in den USA nicht lange im Gefängnis schmachten müssen. Das notwendige Kleingeld zur Kaution dürfte für den Milliardär kein Problem sein. Für seine Freiheit wird er sicher gerne auf die gute Schweizer Hotelküche verzichten.

Andreas Zumach