Brian Eno vertont den Mond

■ For all Mankind, 21.30 Uhr, SAT1

Und was sagte der zweite Mann auf dem Mond vor zwanzig Jahren? Al Reinerts Dokumentarfilm For all Mankind (USA 1989) bringt's an den Tag: „Vielleicht war es ein kleiner Schritt für Neil Armstrong (Homo lunaris der Erste, Anm.), aber für mich ist es ein ziemlich großer Schritt“, sprach Astronaut Buzz Aldrin, ehe auch er von der Fähre stieg, um mit Marshmallow-Beinen durch die Mondkrater zu hopsen. Zu dumm, daß man sich vor solch interessanten Erlebnisdimensionen, sobald sie in der Heimglotze serviert werden, in relativer Sicherheit wiegen kann. Reale Kamerafahrten über Millionen Meilen realen Weltraums gehören aber mindestens auf eine Kinoleinwand. Hoffen wir also, daß die TV-Premiere heute abend bei SAT1 nur die Vorschau für den Kinostart dieses Streifens ist, der von Brian Enos chromatischen Schwebeflug-Melodien einfühlsam, aber unpathetisch untermalt ist.

„Ich war begeistert von diesem Projekt. Es bot die Möglichkeit, die Empfindungen, die bei der Reise ins Weltall entstehen, zu erforschen: das Gefühl der Schwerelosigkeit, die Möglichkeit, nächtliche Lagerfeuer der Nomaden in der Sahara von weit weg zu betrachten, die Blicke zurück auf den kleinen blauen Planeten, der allein im Universum treibt, der Blick auf die endlose Dunkelheit dahinter und schließlich der Schritt auf einen anderen Planeten. Der Film präsentiert eine einmalgie Mischung aus Gefühlen, die wahrscheinlich kein einziges menschliches Wesen vorher empfunden hat. Ich hoffe, daß meine Musik dies unterstützt“ (Brian Eno).

Neun Jahre lang hat Regisseur Al Reinert die Nasa-Archive für seinen quintesssentiellen Film durchkämmt. Nichtssagend wird ihn finden, wer auf die Ja/Nein-, Nutz- und Sinnerwägungen des lunaren Megatrips erpicht ist. Höchst aufschlußreich hingegen wird For all Mankind für all jene aus der Menschheit sein, die schon immer mal mit festlicher Leichtigkeit auf der Mondlandefähre Trittbrett fahren wollten. Der Film widmet sich dem Minderheitenschutz. Er schützt die Erfahrung jener exklusiven Minderheit menschlicher Subjekte, die am Sixties-Workshop „Einmal Mond und zurück“ teilgenommen haben. Er schützt ihre Wahrnehmungen, indem er sie denen zugänglich macht, die sie nicht hatten. „Du verdienst es nicht, hier zu sein, du hast einfach Glück gehabt“, sagte einer von ihnen, als der Mond gerade im „Erdenschein“ lag, als auf dem Mond Nacht war, aber von der besonnten Voll-Erde hinten im Kosmos ein sehr warmes Licht herüberschien.

Micky Remann