Bush träumt vom Mars

■ Zum Jahrestag der Mondlandung wird der US-Präsident vom Größenwahn geschüttelt / Sprung zum Mars von Mondstation / Kosten: Schlappe 400 Milliarden Dollar

Washington (ap/taz) - 20 Jahre nach dem ersten Schritt auf den Mond hat US-Präsident George Bush sein Volk mit neuen kühnen Zukunftsträumen gefüttert. Die USA wollen im nächsten Jahrhundert zunächst eine ständige Station auf dem Mond errichten und dann einen bemannten Flug zum Planeten Mars unternehmen. Warum aber will ein amerikanischer Präsident mehrere hundert Milliarden Dollar ausgeben, um via Mondstation ausgerechnet auf dem Mars zu landen, wo die Atmosphäre aus Kohlendioxid und Nitrogen besteht und auf dem Stürme toben? Bush gibt Antwort: „Weil es die Bestimmung des Menschen ist, zu streben, zu suchen und zu finden. Und weil es Amerikas Bestimmung ist, zu führen.“ Bush weiter: Ziel sei nichts Geringeres als „das Etablieren der USA als vorherrschende Raumfahrtnation“.

Was soll der Spaß die „führende“ Nation kosten? Bushs Haushaltsdirektor Darman schätzt „ganz grob“, daß die Errichtung der ständigen Mondstation und der Flug zum Mars 400 Milliarden Dollar verschlingen würde. Zum Vergleich: Gegenwärtig erhält die Nasa zehn Milliarden im Jahr. Angesichts solcher Zahlen vermied es Bush, über schnöde Dollars zu reden oder konkrete Zeit- und Finanzierungspläne zu nennen. Er blieb abgehoben und visionär: „Amerika sollte nie aufhören, nach fernen Grenzen zu suchen. Wir träumen von fernen Küsten, die wir noch nie gesehen haben.“ Es liege jetzt am Kongreß, die Träume wahr werden zu lassen.

Ob der sie finanzieren will, ist mehr als fraglich. Nur wenige Stunden nach Bushs Rede mußte sich das Abgeordnetenhaus mit den leidigen Kostenexplosionen des Raumlabors „Freiheit“ befassen. Statt wie geplant acht Milliarden Dollar wird dieses Projekt 30 Milliarden kosten. In diesem Raumlabor sollen die Astronauten lernen, lange Zeit im All zu leben. Das ist bitter notwendig, denn die Reise zum Mars geht über 56 Millionen Kilometer. Mehr als ein Jahr werden die Astronauten unterwegs sein, um den Sternenbanner in den Marsstaub zu stecken - für 400 Milliarden Dollar...