Der Borisgroschen

Wie man aus dem Schweiße Geld machen kann  ■  PRESS-SCHLAG

Tennis ist eine schrecklich schweißtreibende Angelegenheit, weshalb Herr Becker spätestens nach einer halben Stunde das Hemd wechselt, was ihn a) vor einer Erkältung schützt und b) die prima Möglichkeit bietet, während eines Matches die ganze breite Produktpalette seines Vertragspartners vorzuführen.

Würden wir nun das abgelegte Stück Stoff einer genauen chemischen Analyse unterziehen, so zeigte sich, daß sich neben 100% Baumwolle darin nicht nur banales H2O befindet; das feuchte Trikot ist ein Claim hochwertiger Mineralien: Calcium, Magnesium, Phosphor etc. Da leuchtet dann auch unmittelbar die Mitteilung von Borisens neuem Sponsor ein: Flüssigkeitsverlust von drei Prozent ist gleich verminderte Leistungsfähigkeit von zwanzig Prozent.

Da hilft nur Substitution, und da wir alle höchst individuell transpirieren, was durch einen einfachen Nasentest in den Achselhöhlen der Mitbürger nachzuprüfen ist, läßt sich Becker seinen Drink eigens von einem ordentlichen Professor anrühren. (Damit ist auch die oft gestellte Frage beantwortet, ob sich im Becher der Spieler jenes amerikanische Nationalgetränk befindet, welches außen seinen Namen aufdruckt. Nein!).

Und dieses „Hochleistungsgetränk“ (Sponsor) wird in Bälde auch von uns Normalausdünstern käuflich zu erwerben sein. Womit wir uns endgültig von jenen Elektrolytgetränken emanzipieren, die als sogenannte Isodrinks daherkommen und hauptsächlich aus Zucker bestehen, weil wir Schweiß nie süffeln würden. Diese nämlich, war zu erfahren, orientieren sich mineralisch mehr am Blut, was trotz eines bekannten Sprichworts selten mit Wasser ausgeschwitzt wird und nunmehr den wahren Grund für unsere permanente Schlappheit erklärbar macht.

Bietet es sich da nicht an, künftig alle verlustig gegangenen Stoffe mit „einem speziellen Powerpack“ (Sponsor) einzupfeifen? Klar doch, wo es zudem einem guten Zweck dient: Von jeder Flasche zu einer Mark wird ein Zehntel an den monegassischen Becker-Fond abgeführt (was sich binnen dreier Jahre auf 5 Millionen DM summieren soll). Das sind die Zeichen der Zeit: Nach dem Kohlepfennig kommt jetzt der Borisgroschen.

PS: Gewiß nur Zufall ist es, daß Prof.Keuls Forschung ergeben hat, die Elektrolyte würden dem Körper besser in Milch denn in Wasser gelöst eingeflößt, und der neue Vertragspartner als Molkerei firmiert. Es gibt nun mal jene Sphären (kein Sozialneid, bitte!), wo Milch und Honig fließen.

-thöm