Boykott-Treck gegen Texaco

■ Protest gegen Ölförderung im Wattenmeer / Texaco-Tankstellen heißen jetzt DEA

Ein Trecker mit Bauwagen, gefolgt von 30 Radlern, einem alten Feuerwehrwagen und am Ende ein VW Passat zogen am vergangenen Wochenende durch Bremen. Dabei wurden die Tankstellen der „DEA“ (früher Texaco) am Neustadtgüterbahnhof und in der Neuenlanderstraße von den Aktionsteilnehmern besetzt und am Marktplatz ein Infostand aufgebaut.

Die Boykott-Tour der der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Jugendverbände für Natur und Umweltschutz (AGNJV) richtete sich gegen die Bohrinsel im Wattenmeer, aus der die Texaco seit 1986 Öl fördert. Der Treck soll den Konsumenten klar machen, daß DEA und Texaco identisch sind und auf Kosten der Natur das Wattenmeer ausbeuten. Erst nach dem Aufkauf des Rheinisch

Westfälischen Elektizitätswerks RWE durch Texaco, hat sich diese Fusion am 3.7.89 den neuen Namen DEA gegeben. Als 1986 das Bauprojekt Mittelplate, eine Bohrinsel mitten im Naturschutzgebiet Wattenmeer, begann, besetzte der Hamburger Jugendnaturschutzverband BUND die Bohrinsel und einige Raffinerien, um gegen das Pilotprojekt zu protestieren.

Ohne die Hilfe der schleswig-holsteinischen Landesregierung wäre das Projekt finanziell unmöglich, denn das im Wattenmeer geförderte Öl ist minderwertig. Doch das Bundesland subventioniert die Nationalparkzerstörung, indem der Förderzins für Texaco von 35 auf mittlerweile 5 Prozent reduziert wurde.

Boykottaktionen können dagegen Erfolg haben. Nach einer

bundesweiten Protestaktion aller Umweltschutzverbände und der Besetzung von über hundert Texaco-Tankstellen stellte ein Münchner Marktforschungsinstitut fest, daß Texaco in der Gunst der Befragten von Rang 48 auf Platz 80 in der Beliebtheitsskala der Firmen abgerutscht war. Texaco zog umgehend Konsequenzen: Mit 50 Millionen Mark wurden 1.400 Tankstellen unter dem Namen DEA neu eröffnet. Dabei mußten rund 400 Tankstellen geschlossen werden.

Der Boykott-Treck begann am 17. Juli in Friedrichskoog, direkt am Wattenmeer. Die bisher größte Resonanz erzielte er in Hamburg, wo es zur einwöchigen Besetzung einer DEA -Tankstelle kam. Über Bremen geht der Treck dann bis nach Essen, wo am 5. August eine Abschlußkund gebung geplant ist.

Den Treck haben vor allem SchülerInnen und StudentInnen organisiert. Der Planungsaufwand für die Aktion war sehr groß, da neben der Verpflegung und Unterbringung auch noch ein Geleitschutz der Polizei unterhalten und organisiert werden mußte. Als Hauptgefahren der Ölförderung im Watt sehen die Organisatoren des Trecks: Ruhestörung und ihre Auswirkungen auf die Fauna, die ständig herrschende Brandgefahr auf der Bohrinsel und schließlich Ölunfälle durch den Schiffsverkehr im Elbefahrwasser. An die seitens der Ölfirma propagierten Sicherheitsvorkehrungen glauben sie jedenfalls nicht. Ihre Forderung an die Texaco und jetzige DEA heißt schlicht: „Raus aus dem Wattenmeer“

bw