Platz wie im Porsche

■ Tempelhofer Greenpeaceler hat sein Haus auf Sonnenenergie umgestellt / Bewag war kooperativ / Nun schafft sich der Sonnenanbeter ein Elektro-Auto an

Reimar Krause ist ein Sonnenanbeter. Solarzellen auf dem Dach liefern schon seit Ende Juni Strom für seine Haushälfte in Tempelhof; die Sonnenkollektoren, mit denen der nach einem Unfall pensionierte Lehrer warmes Wasser erzeugen will, werden am Freitag von der Bauaufsicht abgenommen; und gestern nun rollte das erste Mal auch ein Elektro-Auto vor die Tür des Tempelhofers. Das Auto, ein sogenannter „Öko -Bunny“, soll allerdings nicht mit Solarstrom betankt werden, sondern mit dem billigen Nachtstrom der Bewag.

Rechtzeitig zu Beginn der nächsten Smogperiode will Krause mit dem „Öko-Bonny“ seinen Datsun Cherry ersetzen. Für den Stadtverkehr, meint Krause, reicht der Zweisitzer mit Kunststoffkarosse durchaus aus: „Ein Porsche hat auch nicht mehr Platz.“ Wird der Kleinwagen eine Nacht lang aufgeladen, steht er 90 bis 100 Kilometer durch und erreicht dabei die fast avustaugliche Höchstgeschwindigkeit von 85 Stundenkilometern. Bei einem etwas happigen Kaufpreis von etwa 28.000 Mark ist das Elektroauto im Betrieb konkurrenzlos billig. Der elektrische Treibstoff für 100 Kilometer kostet Krause nur ganze 1,50Mark.

Seit dem letzten Herbst hat Greenpeace-Mitarbeiter Krause seinen Haushalt komplett umgekrempelt. 45.000 Mark ließ er sich die Umstellung seiner Strom- und Warmwasserversorgung auf Sonnenenergie kosten; 65 Prozent davon trägt allerdings die Wohnungsbaukreditanstalt (WBK). Während Sonnenkollektoren heutzutage ohnehin längst wirtschaftlich arbeiten, braucht der Einsatz von stromerzeugenden Sonnenzellen etwas mehr Geld und Idealismus.

Als erster Berliner Sonnenstromerzeuger ist Krause jedoch mit der Bewag ins Geschäft gekommen. Sie liefert ihm den Reststrom für seinen Haushalt zum üblichen Tarif und erlaubt Krause - das ist absolut neu - auch die Einspeisung von überschüssigem Strom ins Bewag-Netz. Ein „netzgeführter Wechselrichter“ war die technische Voraussetzung; das Gerät ist erst seit kurzem auf dem Markt. Für Krause lohnt sich das Geschäft mit dem Energiekonzern. Während der Privatmann überwiegend Nachtstrom zum Billigtarif von 11,7Pfennig pro Kilowattstunde bezieht, zahlt die Bewag ihm für den tagsüber eingespeisten Sonnenstrom 15,2Pfennig.

Damit die Solarzellen tagsüber Krauses Energiebedarf einigermaßen decken können, hat er Toaster, Eierkocher und Heizlüfter längst abgeschafft. Waschmaschine und Geschirrspüler laufen nur nachts. „Man entwickelt ein anderes Bewußtsein zum Strom“, sagt der Selbstversorger: „Wir überlegen schon jedes Mal, ob wir den großen Fernseher einschalten oder den kleinen.“

hmt