Langzeitarbeitslose billig zu haben

■ 1,5-Mrd-Aktionsprogramm des Bundes soll die Einstellung schmackhaft machen

Ein Mensch ist sieben Jahre arbeitslos gewesen. Im Behördendeutsch heißt er „Langzeitarbeitsloser“. Nun liegt er acht Wochen krank danieder; wenn er danach wieder beim Arbeitamt auftaucht, ist er statistisch kein Langzeitler mehr, sondern wird neu erfaßt. Solche Fälle muß man kennen, will man die Arbeitslosenstatistiken richtig würdigen. Für Bremen gilt derzeit, daß von 34.000 Arbeitslosen (13 Prozent der Arbeitswilligen) 12.000 länger als ein Jahr ohne Arbeit sind, eine Zahl, die, von obigen Einschränkungen abgesehen, auch Menschen in „Warteschleifen“ (ABM, Förderungsmaßnahmen) nicht erfaßt.

Den „Problemfällen“ soll jetzt geholfen werden: Der Bund startete am 1.Juli ein 1,5-Mrd. Programm für Langzeitarbeitslose, das Geld soll bis Ende 1991 ausgegeben sein. Bremen erhält bis zum Jahresende erst mal 450 sogenannte „Förderungsfälle“, soll bedeuten: Unternehmen, die Langzeitarbeitslose unbefristet einstellen, erhalten entsprechend der Schwere des Falls (sprich Dauer der Arbeitslosigkeit) Lohnkostenzuschüsse zwischen 40 und 80 Prozent, und zwar ein Jahr lang. Daneben stehen Gelder bereit, um „besonders beeinträchtigte Langzeitarbeitslose und weitere schwerstvermittelbare Arbeitslose“ zu fördern: Es gibt Investitionskosten-, Betriebsmittelzuschüsse und Mittel für Anleiter und Betreuer.

Geld ist da, doch kommt es der Zielgruppe auch zugute? Arbeitsamtsleiter Domino hat Sorgen: Die Unternehmen bevorzugen aller Erfahrung nach Arbeitssuchende, die solches noch nicht länger als ein Jahr tun. Da helfen nicht Geld und gute Worte; und den „alten Bekannten“ der Berater nützt dann häufig der Job al

lein auch nichts, da sie sich mit diversen sozialen Problemen herumschlagen, die bei der Arbeit nicht automatisch aufhören. „Da gibt es welche, die nach Alkohol stinken, unrasiert sind und an der Weser rumlümmeln“, weiß Domino. Entsprechend groß seien auch die Schwierigkeiten bei der Integration ins Arbeitsleben.

Einrichtungen, die sich begleitend auch mit sozialpädagogisch-integrativen Fragen befassen,

gibt es in Bremen nicht, obwohl Geld da ist. „Mit der heißen Nadel gestrickt“ sei das Bundesprogramm, sagt Domino, der noch nicht einmal die zugesagten Info-Broschüren erhalten hat. Andererseits dränge die Zeit. Wann, wenn nicht bei der gegenwärtig günstigen Konjunktur könne die Langzeitarbeitslosigkeit deutlich abgebaut werden? Der Arbeitsamtsleiter weiß: „Auf den Berg folgt das Tal.“

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