Bund fördert Klöckners Kühlung

■ Seit Januar neue Wasserkühlung für die Stranggießanlage: Weniger Abwasser, weniger Schadstoffe

Stolz führt Günther Ziegenbalg, Dr. Ing. und Umweltschutzbeauftragter bei Klöckner Stahl in Bremen, die Journalistenschar

durch das Labyrinth von Werkhallen, Hochöfen, Brunnen und Klärbecken: Die Hütte Bremen ist mit ihrer Wasserwirtschaft dem

Umweltschutz und den „Anforderungen der Zukunft“ ein Stück näher gekommen. Bis 1991 sollen stufenweise Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt und rund 100 Millionen Mark investiert werden. Dies sieht eine Vereinbarung zwischen Klöckner Stahl und dem Senator für Umweltschutz von 1980 vor. 1985 verpflichtete sich Klöckner zum Bau von zwei großen Wasser-Kreisläufen in den Bereichen, die die Hauptschmutzfrachten liefern.

Ursprünglich war das Stahlwerk auf Durchlaufwirtschaft hin konzipiert, Wasser schien unbegrenzt zur Verfügung zu stehen. Mit der Vereinbarung hat sich die Stahlhütte auf Kreislaufwirtschaft umorientiert: Das ohnehin schon übermäßig stark belastete Weserwasser wird mehrfach genutzt, die Abwassermenge schon jetzt um gut 12 Prozent reduziert.

Der gestern vorgestellte, erste neue Kühlkreislauf wurde für die Stranggießanlage des Stahlwerks konzipiert. Als nächstes wird das Warmwalzwerk ein neues Kühlsystem erhalten, dies wird weiter Wasser sparen: Statt wie bisher 35.000 werden dann nur noch 19.000 Kubikmeter Abwasser pro Stunde aus Klöckner-Rohren in die Weser fließen.

Dabei sind diese Wässer schon jetzt viel sauberer geworden, sagen die Klöckner-Ingenieure: Nur noch 532 Tonnen ungelöster Stoffe (Schmutz) und rund 207 Tonnen Eisenfracht wandern seit Inbetriebnahme des neuen Kreislaufs im Dezember pro Monat in die Weser. „Das ist eine Reduzierung um 60 bzw. 43 Prozent,“ erläutert Ziegenbalg stolz. Und er ergänzt: „Daß Abwassermenge-und Eisenfracht unsere Prognosen nicht ganz erreichen, liegt an der guten Stahlkonjunktur und einer gesteigerten Produktion im Gesamtwerk.“ 275.000 Tonnen werden zur Zeit in der Stranggießanlage im Monat verarbeitet.

Wesentlich besser und alle Er

wartungen bei weitem übertreffend sind die Ergebnisse bei Fetten und Ölen im 1. Halbjahr 1989: Die Mineralölkohlenwasserstoffe wurden um 90 % im Monatsdurchschnitt verringert.

Einmalig in der deutschen Stahlindustrie ist die kombinierte Flotations-und Filtrationsanlage in dem neuen Kühlkreislauf, die Fette und Öle aus dem Abwasser herausfiltern und quasi „eindicken“ soll: Weil Klöckner damit in Bremen innovative Techniken einführte, förderte das Umweltbundesamt das Projekt mit neun Millionen Mark (26 Millionen wurden bisher verbaut).

In der sogenannten Flokatierungsanlage wird das fett-und ölhaltige Abwasser inzwischen abgekühlt und von Schlacken befreit, mit Chemikalien und Luft „flotiert“: In riesigen Behältern rotiert das rötlich-braune Wasser, aufsteigende Bläschen signalisieren dem Fachmann: es expandiert.

Während es dann im nächsten Behälter und in einer nächsten Stufe als „Flotant“ auftaucht, haben sich für den Laien auf geheimnisvolle Weise sichtbare Flocken gebildet - in der Konsistenz einer mißlungenen „Hollandaise“ vergleichbar. Die flockige Brühe, das „Flotant“, wird nun über einen Vorschacht in Abschöpfanlage und Filtriereinrichtung geleitet. Über 300 Kubikmeter Kies gelangt das Wasser zurück in den Kreislauf. Flockungshilfsmittel sowie Härtestabilisatoren dicken das ausgefilterte Fett-Öl -Schlammgemisch dann ein (hier hilft die Entkalkung einer Kaffeemaschine der Phantasie des Laien weiter). Das „Eingedickte“ wandert dann zur Entsorgung in Sonderdeponien oder Hochtemperaturöfen.

Umweltsenatorin Lemke-Schulte, zeigte sich „glücklich darüber, daß der Zeitplan von Klöckner so genau eingehalten wurde.“

Birgitt Rambalski