Propeller für Pohlesee

■ Propeller sollen Kanalbrühe an Zehlendorfer Badeseen vorbeileiten / Plan von Umweltsenatorin Schreyer / Greenpeace: Nur Symptombekämpfung

Zwei unterirdisch installierte Schiffsschrauben sollen spätestens 1991 dafür sorgen, daß die Dreckbrühe aus dem Teltowkanal nicht mehr Stölpchensee, Pohlesee und Kleinen Wannsee verseucht. Ein Dieselmotor am Ufer wird die Schrauben antreiben, die bereits im nächsten Jahr eingebaut werden sollen. Diesen Plan von Umweltsenatorin Schreyer (AL -nah) bestätigte gestern ihr Abteilungsleiter Klaus-Jürgen Delhaes. Nahe Kohlhasenbrück sollen die Propeller die Kanalbrühe davon abhalten, über den Prinz-Friedrich-Leopold -Kanal in die Badeseen zu fließen. Bisher nimmt etwa ein Drittel des Kanalwassers diesen Weg, anstelle geradeaus in den Griebnitzsee abzufließen. Wie berichtet, hatte der Zehlendorfer Gesundheitsstadtrat Benneter (SPD) am Mittwoch vom Baden in der Seenkette abgeraten, nachdem die Senatsgesundheitsverwaltung festgestellt hatte, daß im Pohlesee der EG-Grenzwert für Kolibakterien überschritten wurde.

Kritik fanden Schreyers Propeller gestern bei Greenpeace. Der Berliner Greenpeace-Sprecher Vedder sprach von „Symptombekämpfung“. Er forderte die Umweltsenatorin auf, lieber für eine raschere Umsetzung der „Indirekteinleiterverordnung“ zu sorgen, die Industriebetriebe zwingen soll, ihr Wasser vorzureinigen, bevor es in die Kanalisation gegeben wird. Bereits im letzten Sommer hatte Greenpeace gegen Pläne der Umweltbehörde protestiert, das Kanalwasser mit einem „Kunststoffvorhang“ an den Badeseen vorbeizubugsieren.

Der Senat bekämpfe durchaus die Ursachen der Kanalverschmutzung, verteidigte sich Senatsmann Delhaes gestern. Die Idee einer Kunststoffsperre hatte die Verwaltung Anfang des Jahres fallengelassen. Weil Bootsfahrer die Sperre per Knopfdruck hätten öffnen können, wäre sie vermutlich öfter geöffnet als gesperrt gewesen, meinte Delhaes. Mit Kosten von unter einer Millionen Mark seien die Propeller außerdem billiger.

Unterdessen wies SPD-Stadtrat Benneter die Kritik seiner Parteifreundin Stahmer zurück, er habe die Badewarnung vorschnell herausgegeben. Solange „nicht geringe Teile“ des Teltowkanalwassers in die Badeseen abflössen, sollte der Senat an Pohlesee, Stölpchensee und Kleinem Wannsee Warnschilder aufstellen, meinte der Stadtrat. Die Stahmer -Behörde lehnte dieses Ansinnen gestern erneut ab. Stahmer wolle die Bürger nicht mit voreiligen Warnungen irritieren, sagte ihre Sprecherin Rita Hermanns. Die Senatsbehörde will deshalb zunächst die Ergebnisse einer Kontrolluntersuchung abwarten, die frühestens heute vorliegen werden.

Das Wasser des Teltowkanals, der „offenen Kloake Berlins“, kommt zum einem Drittel - verschmutzt - aus der DDR; Regen und Straßenabwässer, sowie die Abwässer von zwei Klärwerken bilden die beiden anderen Drittel. Die Bewag schickt überdies praktisch das gesamte Kanalwasser durch die Kühltürme ihrer Kraftwerke und heizt es damit zusätzlich auf.

hmt