Brückner koordiniert schon wieder

■ Ex-SPD-Vorsitzender will jetzt Öko-Projekte managen / Doch die wissen von nichts

Herbert Brückner, Ex-Pfarrhelfer, Ex-Senator und Ex-SPD -Landesvorsitzender, hat wieder große Pläne und wieder eine 40-Stunden-Woche. „Nach der Sommerpause tritt er an: als Koordinator, der das Engagement der vielen umwelt- und entwicklungspolitischen Verbände und Initiativen professionell organsiert“, ließ Brückner jetzt über Brückner in Weser Kurier und Bremer Nachrichten vermelden und die politische Wertung gleich mitliefern: „eine Kampfansage an Rathaus und Bürgermeister“. Ohne Rücksicht auf Senat und SPD -Fraktion will Brückner künftig „frei, unabhängig und mit geballter Unterstützung“ seiner neuen Freunde aus Umweltprojekten und Ökogruppen „heiße Eisen“ anpacken.

Die Pläne des ehemaligen, am St.-Jürgen-Sumpf gescheiterten Koordinators des Bremer Gesundheitswesens und deshalb zurückgetretenen Koordinators der Bremer SPD mögen sich ganz nett lesen, sie haben allerdings einen Haken: Die Umweltprojekte wissen noch gar nichts davon, daß Herbert Brückner jetzt ihnen seine „professionellen“ Koordinationsfähigkeiten widmen will.

Joachim Seitz, Bremer Geschäftsführer des von Brückner zwangsbeglückten Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) fiel gestern aus allen Wolken, als sich verwunderte Anrufer beim BUND über Brückners neuen Karrierestart erkundigen wollten. Seitz: „Natürlich würden wir es begrüßen, wenn Herbert Brückner uns helfen würde.“ Es habe auch schon mal Gespräche zwischen BUND, Naturfreunden und Brückner gegeben, aber: „Über Inhalt und Form der Unterstützung unserer Arbeit durch Herbert Brückner ist bislang nicht geredet worden. Von einem Koordinations-Auftrag war überhaupt nicht die Rede.“

Überhaupt keine Ahnung, was Brückner wohl gemeint haben könnte, hat auch Christoph Zöckler, Bremer Projektleiter des World Wildlife Found (WWF). Auch ihn will Brückner - laut Selbstauskunft - künftig „koordinieren“ und „professionell organisieren“.

Gelassen reagierte übrigens Klaus Wedemeier gestern auf die „Kampfansage“ seines ehemaligen Parteivorsitzenden. „Wo ist der Gegensatz?“ fragte der Bürgermeister und freute sich nicht ganz ohne Häme, daß Brückner „sich wie vor 20 Jahren an der Basis für eine friedvolle Welt und einen gesunden Planeten“ einsetzen will. Brückner sei damit „zu einem Verbündeten des Senats“ geworden.

Als „Beispiel für die Nöte eines Journalisten mit dem Sommerloch“ wertet dagegen FDP-Fraktionschef Claus Jäger die Form, in der der Comebackversuch eines ehemaligen Senators von Weser Kurier und Bremer Nachrichten „abgefeiert“ worden sei.

Rosi Roland